Mehr Miniaturen aus Mittelerde
von rabidsamfan, übersetzt von Cúthalion


Flucht im Dunkeln: Merry

Streicher sagt: „Lauft weiter“, Glorfindel sagt, wir müssen uns beeilen und Frodo sagt überhaupt nichts, nur mit seinen Augen, und das reicht aus, dass ich wünschte, ich könnte auch ohne die Worte von Elben und Waldläufern rennen. Aber es ist schwer, zu rennen, wenn man müde genug ist, um über einen Grashalm zu stolpern und wenn einem die Beine weh tun, als hätte man einen Monat lang Fieber gehabt.

Laufen ist in Ordnung, wenn man lange Beine dafür hat, aber ich hatte nie vorgehabt, nach Bruchtal zu wandern. Ich vermisse die Ponys, auf denen wir reiten wollten. Vater wird sie auch vermissen, wenn wir ohne sie nach Hause kommen.


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Flucht im Dunkeln: Pippin

Das ist kein Spaß mehr. Es war auch vorher kein Spaß, als unsere Ponys gestohlen wurden, und als die Schwarzen Reiter versucht haben, uns umzubringen, bloß, dass wir nicht da waren, und die Wetterspitze war mehr gruselig als aufregend, aber es hat nicht weh getan, wenigstens nicht mir, und jetzt ist alles, woran ich denken kann, wie sehr es auf der Straße in meinen Füßen sticht, und könnte da nicht vielleicht ein Randstreifen sein, bitte, auf dem ich statt dessen laufen kann, und warum tun meine Beine so sehr vom Laufen weh, wo ich doch seit ich geboren bin, fast überall hingelaufen bin, es sei denn, ich bin geritten?


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Flucht im Dunkeln: Sam

Bloß ein bisschen weiter, Lutz, und noch ein bisschen mehr... bis du denken musst, ich hätte überhaupt keine Ahnung von Ponys und ihren Bäuchen, die man nicht füllen kann, wenn man nicht lange genug anhält, um sie fressen zu lassen. Ich nehm nicht an, dass dieser Elb da auch einen besonderen Trank für Ponys hat. Aber ich hab ein bisschen Hafer für dich zurückbehalten, nach dem wir keine Gelegenheit für ein Feuer gehabt haben. Wenigstens ist deine Last jetzt leichter geworden; wir haben das meiste auf dem Weg gegessen. Und du kannst Gras fressen, was mir gar nicht gut täte.


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Flucht im Dunkeln: Lutz

Auf der Straße lief es sich leichter als auf den Wegen durch die Hügel, aber er hatte jetzt mehr zu tragen als ein kleines Zweibein und seine Hufe wurden mit jedem Schritt schwerer. Er ließ seinen Kopf hängen, um Kraft zu sparen, trottete weiter und wartete auf das feurige Schnalzen einer Peitsche quer über seine Flanken. Aber es kam nicht.

Allmählich bekam er mit, dass das Zweibein, das seine Äpfel mit ihm teilte, ihn mit einer Hand am Halfter vorwärts lockte und sanfte Geräusche machte. „Ich kann dich nicht weiter ,Lutz’ Pony’ nennen. Braucht zu viel Atem, und ich hab keinen zu verschwenden. Na, dann komm mal, Lutz.“


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Flucht im Dunkeln: Aragorn

Zwanzig Meilen wenigstens, und mehr, als wir ohne Glorfindels Hilfe hätten gehen können, das ist wahr. Aber ich bin erschöpft wie selten, davon, die Nachtwache zu übernehmen, und von der Sorge um die Hobbits. Ohne unseren Führer wäre ich in die Irre gelaufen, weil mir die Augen zugefallen sind.

Dort, wo wir endlich anhalten, ist das Gras weich, und ich sinke ebenso knochenlos hinein in seine tröstende Bequemlichkeit wie Pippin. Aber der Schlaf wird nicht kommen, bevor ich nicht sehe, dass auch Frodo ausruht.

Wie er den Schatten noch immer in Schach hält, begreife ich nicht.


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Flucht im Dunkeln: Frodo

Ich hasse es zu reiten, während die anderen laufen, aber ich glaube nicht, dass ich es noch fertigbrächte, Schritt zu halten. Die Kälte hat sich von meiner Schulter über meine Seite hinunter ausgebreitet, und wenn ich nicht die Zügel sehen könnte, die Glorfindel um meine Handgelenke gewickelt hat, wüsste ich nicht, was mich davon abhält, herunterzufallen. Wund werde ich auch, weil der Sattel nicht für Hobbits gemacht ist, nicht mehr als das Pferd. Aber ich beklage mich nicht. Auf seltsame Weise bin ich dankbar für den Schmerz. Ich glaube nicht, dass man noch Blasen bekommt, wenn man tot ist.


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