Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 2
Willkommen auf der OFUM

Bis die Rohanreiter-Express-Kutsche sich in Bewegung gesetzt hatte (nachdem der Kutscher beinahe heruntergefallen war, fast zu Tode erschrocken von ihrem Schrei), hatte Lina sich beinahe selbst davon überzeugt, dass sie wieder träumte.

Sie kam ihr so unwirklich vor, die Fahrt durch die Landschaft. Riesige Berge zeichneten sich am Horizont ab, klare Flüsse strömten durch die Täler. Und die Luft... die Luft war so frisch und klar. Sie wusste wirklich, wie man lebhaft träumte.

Sie schloss die Augen und ließ sich davontreiben. So ein lebendiger Traum, so ein...

„Wir sind angekommen.“ verkündete der Kutscher. „Dies ist Ihre Universität.“

Jäh aus ihrem dösenden Zustand gerissen, begriff Lina, dass sie angehalten hatten. Zögernd stieg sie aus der Kutsche und stellt fest, dass sie vor mehreren großen Gebäuden stand. Sie sahen seltsam... na ja, nach ihrer Welt aus. Aber nicht ganz. Es war, als hätte sich jemand das Design einer modernen Universität angesehen und es kopiert, ohne ganz zu begreifen, wozu jede Einzelheit diente.

Es gab einen Parkplatz, mit ausgewiesenen Stellen für Behinderte. Es gab hohe Stangen, die wahrscheinlich als Straßenlaternen gedacht waren, aber natürlich gab es keine Elektrizität.

Am größten Gebäude hing ein Transparent mit der Aufschrift:

„OFUM – Orientierungswoche“

Sie hob ihren Blick über die Universität hinaus und sah eine hohe, weiße turmähnliche Struktur, die im Hintergrund schwebte.

„Was ist das?“ flüsterte sie heiser, obwohl sie es bereits wusste.

„Das ist Minas Tirith.“ Er warf ihr einen Blick zu, dann murmelte er vor sich hin: „Man sollte meinen, dass sie wenigstens die größten Städte in der Welt kennen, über die sie schreiben.“

„Aber...ähm... also...“ murmelte sie, auf den Boden starrend, „Dies ist doch nicht wirklich. Dies ist nicht wirklich. Dies ist nicht wirklich.“

„Das sagen sie alle.“ erwiderte der Mann, und endlich nahm sie ihn richtig in Augenschein. Er war groß, blond und hatte ein Gesicht von der natürlichen Bräune, die man nur dann bekommt, wenn man den größten Teil seines Lebens an der frischen Luft verbringt. Er war... lecker. Ausgesprochen lecker.

Sie war nicht sicher, wie lange sie ihn angegafft hatte, aber endlich wurde ihr bewusst, dass sie jemand gegen den Ellbogen stupste. Sie drehte sich um – und sah niemanden. Jedenfalls, bis sie nach unten schaute und die Frau endeckte, die zu ihr auflächelte. Sie war...

„Ich bin Rosie Gamdschie, Ihr Universitäts-Beistand. Die Orientierung hat schon angefangen, Sie sind ein bisschen spät dran. Folgen Sie mir...“ Die Frau lächelte und wieselte überraschend schnell auf bloßen, behaarten Füßen davon. Ein Hobbit... Es dauerte einen Augenblick, bis Lina sich genügend zusammennehmen konnte, um ihr zu folgen.

„Gute Fahrt gehabt?“ fragte Rosie, die immer noch von Ohr zu Ohr lächelte.

„Ähm... ja.“

„Das ist schön, Liebes. Nun... da sind wir.“ Und damit stieß sie die Türen auf und sie betraten die Große Halle.

Das mussten hunderte von Leuten sein, und als sie eintrat, drehten sie sich alle um und sahen Lina an. Sie konnte spüren, wie ihre Ohren rot wurden, und – noch schlimmer – sie spürte den durchbohrenden Blick von Gandalf auf sich. Denn niemand anderes konnte der hochgewachsene, bärtige Mann auf dem Podium sein.

„Aaahh... ist das Lina Holling? Ja, sieht ganz so aus. Setzen Sie sich. Ich bin sicher, eine der anderen wird Sie später dazwischenschieben. Dankeschön, Rosie, das sollten jetzt alle sein.“

Lina sank auf den nächsten Stuhl und das Mädchen direkt neben ihr schenkte ihr ein tröstendes Lächeln.

„Ich bin Jenny.“ flüsterte das Mädchen.

„Lina.“

„Ganz schön heftig, was?“

„Ach ja... ich habe scheinbar den Faden verloren...“ begann Gandalf und starrte auf seine Papiere hinunter. „... Oh ja. Ihre Zeit hier wird keinerlei Auswirkung auf Ihr Leben in der wirklichen Welt haben. Sie werden zum selben Augenblick zurückgebracht, in dem Sie abgereist sind. Falls Sie den Wunsch haben, irgendwann abzubrechen, werden Sie in Ihre eigene Welt zurückkehren, aber Sie erhalten keine Lizenz. Sie müssen sämtliche Fächer durchlaufen, um Ihre Lizenz zu erhalten.“

„Hast du dir die Liste der Fächer angesehen?“ flüsterte Jenny, während Gandalf sich dröhnend über Ausnahmebedingungen verbreitete.

„Ich...“ begann Lina, dann spürte sie den durchbohrenden Blick erneut auf sich. Sie sank auf ihren Stuhl zurück.

„Dankesehr, Miss Holling. Nun, Ihre Stundenpläne und Bücher warten in Ihren Schlafquartieren auf Sie. Legolas, hattest du die Listen und Flurpläne?“

Ein kleines Seufzen ging durch die Menge, als Legolas’ Name erwähnt wurde, und als der Elb aus den Schatten trat, fogte eine atemlose Stille.

Und dann kamen hunderte von Mädchen gleichzeitig auf die Beine und stürmten in Richtung Podium.


Top          Nächstes Kapitel          Stories          Home