Die Offizielle Fanfiction-Universität von Mittelerde (OFUM)
von Camilla Sandman, übersetzt von Cúthalion

Kapitel 4
Ein vereitelter (wenn auch brillianter) Plan

Es gab wenigstens vier Elben auf Linas Stockwerk; sie berührten ehrfürchtig ihre Ohren und ernteten neidische Blicke von den meisten anderen Mädchen.

Eine von ihnen – sie behauptete ihr Name sei Syndarys (was Lina keine Sekunde lang für ihren richtigen Namen hielt) – war zur Stockwerk-Ältesten ernannt worden und stolzierte bereits umher, als sei die ganze Umgebung ihr Eigentum.

Aber niemand kümmerte sich wirklich darum, denn im Augenblick hatte man ein viel größeres Problem. In weniger als einer Stunde würde es ein Fest geben, und jeder zerbrach sich den Kopf darüber, was er anziehen sollte. Die, die alles taten, um Legolas für sich zu interessieren, versuchten verzweifelt, ihre Gewänder so elbisch wie möglich wirken zu lassen. Andere trugen helle Farben, einige entschieden sich für etwas Dunkles, und die gesamten Räumlichkeiten waren derart hormongeschwängert, dass Lina sich ganz benommen fühlte.

Die zwei Mädchen aus dem Zimmer gegenüber waren in Dots und Linas Zimmer gekommen und schwatzten aufgeregt. Das Ent setzen darüber, von Sauron bis zur Decke hochgehoben worden zu sein, war verblasst, und jedermann war scheinbar wild darauf, zu feiern.

„Was ist eure Methode, Legolas auf euch aufmerksam zu machen?“ fragte Johanna, strich sich eine Haarsträhne zurück und bekam einen staunenden Blick, als sie die Elbenohren spürte. Lina streckte ihr die Zunge heraus und kicherte innerlich. Sie hatte einen geheimen Plan, Legolas’ Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, aber sie würde ihn nie und nimmer verraten.

„Ich dachte daran, ein Elbenlied zu singen.“ fuhr Johanna träumerisch fort.

„Ja, kennst du denn welche?“ konterte ihre Zimmergenossin Georgia mit ihrem australischen Akzent.

„Natürlich kenne ich welche. Ich bin ein Elb!“

„Bist du nicht!“

„Bin ich doch!“

„Du lügst!“

Die Meinungsverschiedenheit hätte schnell ziemlich ungemütlich werden können, wenn Neko nicht ihren Kopf hereingestreckt und dabei ausgesehen hätte, als sei sie Feuer und Flamme.

„Kelly hat Legolas in der Halle gesehen... es muss sich entschieden haben, früh zu kommen!“

Die vier Mädchen starrten einander an, dann warfen sie in ihrer Eile fast alles im Zimmer durcheinander. Lina schaffte es, in Führung zu gehen, plötzlich dankbar für den Fünfzehn-Minuten-Dauerlauf jeden Morgen zum Bus (weil sie nie rechtzeitig aufstand und immer rennen musste, um es noch zu schaffen).

Sie bog um die Ecke, bereit, triumphierend zu lachen – und blieb wie angewurzelt stehen.

Beinahe hundert Mädchen hatten Legolas bereits eingekreist. Aber sie hielten eine Armlänge Abstand, denn in der Ecke stand ein übellaunig dreinschauender Morgoth und kaute auf etwas herum, wovon Lina lieber nicht wissen wollte, was es war.

„Verflixt und zugenäht!“ murmelte Georgia.

Aber Lina ließ sich davon nicht aufhalten. Sie durchsuchte den Raum und entdeckte ihr Ziel, ihre Geheimwaffe – Gimli. Denn Gimli und Legolas waren die besten Freunde, soviel wusste sie immerhin von ihrem knappen Studium der Bücher... also, wenn sie sich an den Zwerg hielt, würde sie über kurz oder lang auch Legolas näherkommen.

Sie gratulierte sich zu ihrer eigenen, exzellenten Schlussfolgerung und ging dort hinüber, wo Gimli stand.

„Also... du magst Gold?“ fragte sie und wünschte sich verzweifelt, sie hätte mehr darauf achtgegeben, was die Zwerge im „Herrn der Ringe“ getan hatten. Sie schürften Gold, und sie liebten es, richtig?

Gimli betrachtete sie lange und gründlich.

„Ich weiß, was du willst. Meinst du, wir Zwerge sind blöd? Also... ist es Aragorn oder Legolas, bei denen du dir von mir Hilfe erhoffst?“

„Legolas.“ antwortete Lina und ließ den Kopf hängen. Es war so ein brillianter Plan gewesen – was war bloß schiefgegangen?

„Was hat uns Miss Cam doch gleich geraten, was wir in solchen Fällen sagen sollen? Verpinkel dich? Verstruller dich? Ach... ich hab’s vergessen.“

Eine mächtige Fanfare ertönte. Lina schaute erschrocken auf und sah, wie Sauron in die Halle marschierte. Mit leuchtendem Harnisch und einem Helm, der so spitz und scharf war, dass man ihn als Waffe einsetzen konnte, sah er aus wie das Urbild eines Dunklen Herrschers.

„Oh nein.“ murmelte Gimli. „Besser, du gehst in Deckung, Mädel.“

Morgoth schien in seiner Ecke an Größe zuzunehmen.

„Sauron, du Wurm, du schnüffelnder Halb-Maia! Wie kannst du es wagen, hier hereinzukommen, als ob du der einzige Dunkle Herrscher wärst?“

„Ich bin der einzige dunkle Herrscher – bu bist besiegt worden!“

„Aber, aber.... dies ist kein Ort für einen Kampf.“ Gandalf ging dazwischen. „Es ist nicht gut für die Reputation der Universität, wenn sich Lehrer vor den Schülern prügeln.“

Die beiden Dunklen Herrscher beäugten sich gegenseitig.

„Armdrücken?“ schlug Sauron vor.

„Du als erster.“

„Jeden Abend dasselbe.“ seufzte Gimli und langte nach einem Bier. „Einer fordert den anderen heraus, sie streiten sich und es endet mit albernen Fähigkeits-Wettbewerben. Bis jetzt hatten sie einen Wer-trinkt-am-meisten-Bier-Wettbewerb, Pferderennen, Kutschen-ohne-Pferde-Rennen, Hobbit-Weitwurf, und letzte Nacht haben sie gewettet, wer von ihnen es schafft, Gandalfs Bart blau zu färben. Er war nicht amüsiert.“

Sanfte Musik erfüllte den Raum, als der Harfner zu spielen anfing, und Lina starrte düster in ihr Bier. Legolas tanzte mit Galadriel, die ihn scheinbar vor der Menge gerettet hatte. Das war alles nicht so, wie es sein sollte. Er sollte sie bemerken! Ein neuer Plan war vonnöten.

Dafür brauchte es – aha! Die Lehrkörper-Abteilung! Wenn alle hier waren, würde es einfach sein, sich dort einzuschleichen, und dann musste sie nur noch warten, bis Legolas zurückkam.

Aber zuerst brauchte sie ein bisschen Wein. Nur ein Glas; sie musste diesen berüchtigten Elbenwein versuchen.

Aus einem Glas wurden zwei... und drei und vier und fünf...

Das letzte, woran sie sich erinnerte, war die verstörende Tatsache, dass Gimi anfing, ziemlich attraktiv auszusehen...


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