Der Ork der Königin (The Queen's Orc)
von jodancingtree, übersetzt von Cúthalion


Kapitel Neunzehn
Im Zwielicht

Elladan stand einen Moment reglos, bevor er vorwärts rannte; er war sich der Männer, die mit ihm rannten, nur vage bewusst. Es brauchte einen ganzen Trupp von ihnen, auf beiden Seiten aufgereiht, um den toten Troll von Canohando herunter zu wälzen. Der Ork lag mit dem Gesicht nach unten, halb in den weichen, schlammigen Boden gepresst; noch immer hielt er das blutige Messer mit tödlichem Griff umklammert. 

„Hebt ihn auf – sachte jetzt!“ krächzte Elladan. Er räusperte sich und versuchte, seine Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen; es war unfassbar, dass er um einen Ork trauern sollte. Und doch schien sich eine eiserne Faust um sein Herz zu krampfen. Dann begriff er, das manche von den Soldaten, die Canohando aus dem Schlamm befreiten, tränennasse Gesichter hatten, und er schämte sich. Der Ork hatte sich die Achtung der Kompanie der Königin erworben, soviel wusste Elladan bereits; aber er hatte nicht gewusst, dass Canohando geliebt wurde. 

Sie drehten ihn herum, und zwei Männer brachten eine Bahre herbei, die hastig aus abgeschlagenen Schösslingen und einem Umhang fabriziert worden war.Ein Mann kauerte sich neben dem Ork auf den Boden, wischte mit der Hand Schlamm aus dem zerschlagenen Gesicht und kreuzte die schlaffen Arme über der Brust, ehe sie ihn hoch hoben. Ein leises Stöhnen war zu hören, und Canohandos Messerhand kam hoch und versuchte einen schwächlichen Stoß. Der Soldat sprang zurück; obwohl er sich einen oberflächlichen, blutenden Schnitt am Arm hielt, lachte er. 

 „Er ist am Leben! Elendils Bart, kein Wunder, dass wir im Krieg gegen diese Kreaturen so in Bedrängnis geraten sind; man kann sie nicht umbringen!“ Aber die Stimme des Mannes war ein Triumphgesang der Freude, und Elladan drängte sich an ihm vorbei und fiel neben Canohando auf die Knie. Er fühlte seinen Pulsschlag und schob ein Augenlid hoch; die ganze Zeit hielt er eine Hand auf Canohandos Handgelenk gedrückt, damit das Messer nicht wieder zustach. 

„Selbst ohnmächtig unterwirft er sich nicht! Ganz ruhig, Schatten der Königin; die Schlacht ist vorüber. Alle hier sind Freunde.“ Elladan deutete auf die Männer, die am nächsten standen, und zusammen streiften sie Canohando seinen schweren Lederharnisch ab, hüllten ihn in seinen Umhang und legten ihn behutsam auf die Bahre. 

„Ein paar Meilen auf dem Weg zurück,“ befahl Elladan. „Wir müssen das Lager aufschlagen und uns um die Verwundeten kümmern, ehe die Nacht herein bricht.“ Und die Toten begraben, dachte er, aber er sagte es nicht. Morgen war es noch früh genug dafür, und dafür, die Kadaver der Trolle zu verbrennen.

Bevor es dunkel wurde, brannten die Lagerfeuer und die Köche bereiteten das Abendessen zu. Die Männer, die verletzt worden waren, wurden in einigen Zelten gesammelt und Heiler wieselten herum und sorgten für sie. Die Männer, die keine anderen Pflichten hatten, lungerten im äußeren Umkreis des Lagers herum und starrten unruhig in den Waldschatten: die übliche Anzahl Wachen war postiert worden, aber tatsächlich war das ganze Lager in dieser Nacht auf der Hut, wachsam und angespannt.

Canohando war in sein eigenes Zelt getragen worden, und Elladan machte sich dort ans Werk. Er bandagierte gebrochene Rippen und rief nach Streben, um ein gebrochenes Bein zu schienen. Der Ork hatte sich nicht wieder gerührt, aber er stöhnte tief in der Kehle, als das Bein gerichtet wurde, und Elladan ließ ihn zur Vorsicht von Soldaten nieder halten.

„Ich wollte, wir hätten Elrohir bei uns,“ murmelte der Elbenfürst. „Er hat mehr Wissen über Heilkunde von unserem Vater übernommen, als ich es getan habe. Einer von euch Männern, schick du Kundschaftertrupps aus und stellt sicher, dass es im nahen Umkreis nicht noch mehr Feinde gibt. Wenn wir hier sicher sind, müssen wir jemanden schicken, der die Königin und ihre Eskorte her bringt.“

Es dauerte lange, bis das Lager zur Ruhe kam, und selbst dann gab es viele, die nicht zur Nachtwache eingeteilt waren und trotzdem gemeinsam mit denen wachten, die Posten standen. Allerdings wurden sie nicht von Feinden aufgestört, und die Königin kehrte bald nach Sonnenaufgang zurück, bleich und müde nach einer Nacht im Freien, doch unverletzt. Der Bote hatte ihr von dem Kampf berichtet und von Canohando, der ganz allein den Troll erschlug, und sie eilte in sein Zelt, sobald sie vom Pferd gestiegen war. Elladan war dort; er wusch den Ork mit einem in Athelaswasser getränkten Schwamm ab und stand auf, um sie zu umarmen. 

„Dir ist nichts geschehen?“ fragte er und betrachtete sie sorgfältig von oben bis unten.

„Natürlich; ich war au?er Gefahr und die Eskorte hat sich in jeder Weise um mich gekümmert. Wie geht es deinem Patienten?“ Canohando lag auf einer niedrigen Pritsche, die Augen geschlossen, still wie der Tod. Arwen zog einen Lagerhocker heran und setzte sich neben ihn. 

Elladan seufzte. „Ich habe für die Wunden gesorgt, die ich finden konnte, und es waren viele. Aber ich fürchte, was ich nicht sehen kann; sein Atem ist flach, der gebrochenen Rippen wegen oder irgendeiner schweren Verletzung tief innen; ich weiß auch nicht, wieso er weiter bewusstlos bleibt. Jetzt fehlt uns Elrond wirklich, und auch der König, mit seinen heilenden Händen.“ 

„Er ist überhaupt nicht aufgewacht?“  

„Nein. Ich begreife nicht, wie er überlebt hat, unter dem Troll zerquetscht, wie er es war; zum Glück war der Boden weich, oder er wäre bestimmt gestorben. Aber selbst so bin ich nicht sicher, ob wir ihn retten zu können.“

Arwen blickte jäh auf. „Bruder, das müssen wir! Nein, schüttel nicht den Kopf; wir müssen ihn retten. Es gibt noch mehr für ihn zu tun, als zu meiner Verteidigung einen Troll zu erschlagen. Er ist kaum für nichts und wieder nichts nach Gondor gekommen. Wenigstens Lothlórien muss er erreichen; er wird dort hin gerufen, ich bin mir sicher!“

„Schsch, Arwen, beruhige dich. Wir sind nur ein paar Tage von Lórien entfernt, nicht mehr, und es mag sein, dass es dort noch immer Heilung gibt, selbst in diesen Tagen des Vergehens. Wir werden versuchen, ob wir den Ork lebend dort hin bringen können. Hast du heute schon etwas gegessen? Bleib bei ihm sitzen, während ich etwas für dich hole, und sprich ein wenig mit ihm. Er mag auf deine Stimme reagieren; mir wäre weniger unwohl, wenn er aus dieser Ohnmacht erwachen würde.“ 

Er küsste sie auf den Scheitel und ging hinaus, und Arwen wandte ihre Aufmerksamkeit dem Ork zu. 

„Canohando! Wach auf, Lieber, es ist Morgen. Du hast deinen Feind erschlagen und dein Versprechen gehalten; öffne jetzt deine Augen und lass mich dir danken. Canohando, wach auf!“ 

Sie nahm seine Hand in ihre beiden, rieb sein Handgelenk und rief ihn; seine Augenlider zitterten, öffneten sich einen Spalt und fielen wieder zu. Er regte sich unruhig, seine Hand schloss sich um ihre Finger und er murmelte etwas Unverständliches. 

„So ist es recht, Liebster, wach auf. Was hast du gesagt? Ich konnte dich nicht hören.“

„Ich hab dich rausgeholt.“ Die Stimme des Orks klang lallend, aber laut genug, dass sie ihn hören konnte. „Ich lasse nicht zu, dass er dich tötet.“ 

„Nein, das hast du auch nicht getan“, sagte sie lächelnd. „Statt dessen hast du ihn getötet.“ Doch Canohando verzog das Gesicht, zog seine Hand fort und versuchte krampfhaft, sich aufzusetzen, bevor er wieder in die Kissen zurück fiel. 

„Nein! Ich werde ihn nicht töten! Er ist meine rechte Hand, so, wie Lash meine linke ist...“ Der Ork schlug schwach um sich und versuchte, sich hoch zu stemmen. „Ich hab dich rausgeholt, Kümmerling“, sagte er wieder, und dann schwieg er. 

Elladan kam herein, gefolgt von einem Soldaten mit einem faltbaren Reisetisch, auf dem eine zugedeckte Schüssel und ein Zinnkrug standen; er setzte ihn neben Arwen ab, verbeugte sich und verließ rückwärts das Zelt.

„Etwas Eintopf von gestern Abend und ein Krug Bier. Ein einfaches Mahl, aber kräftigend,“ sagte Elladan. „Ist der Patient aufgewacht?“ 

„Er hat gesprochen, aber ich glaube nicht, dass er wusste, wer ich bin. Sein Geist wandert.“ 

„Dass er überhaupt gesprochen hat, ist ein gutes Zeichen. Iss, Arwen, und dann musst du dich ausruhen; du bist erschöpft.“

 „Nein!“ Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Wir müssen dringend nach Lórien; hier in der Wildnis können wir nicht anständig für ihn sorgen, und es wird langsam voran gehen, wenn wir ihn auf einer Bahre tragen.“ 

Elladan konnte sie nicht davon abbringen; sie wollte sich nicht die Zeit nehmen, ihre eigene Stärke zurück zu gewinnen. Sie mussten sofort weiterreisen, um Lórien so rasch wie möglich zu erreichen.

„Wieso willst du dich hier aufhalten?“ verlangte sie endlich zu wissen. „Wo es einen Feindesbau gibt, da könnten noch mehr sein – wenn es keinen anderen Grund gäbe, uns eilends von diesem Ort zu entfernen, dieser wäre genug. Ich flehe dich an, Bruder, lass  uns das Lager abbrechen und uns fertig machen, denn ich fände hier keine Ruhe, und wenn du mich in einer steinernen Festung unterbringen würdest. Lass uns gehen!“ 

Er konnte ihr keinen Widerstand leisten. Sein stellvertretender Kommandant hatte Begräbnistrupps aufgestellt, sobald es hell war; bis zur Mitte des Vormittags waren die Toten mit soviel Würde beerdigt worden, wie es in der Eile und mitten in der Wildnis möglich war. Die Kompanie setzte sich wieder in Marsch. 

Sie kamen langsam voran und trugen ihren gefallenen Kommandanten mit sich, während Arwen ihr Pferd neben der Bahre im Schritt gehen ließ. Von Zeit zu Zeit redete sie mit ihm, und sie glaubte, dass er sie hörte; manchmal bewegte er eine Hand oder wandte den Kopf, als ob er lauschte. Aber als sie am frühen Nachmittag für eine Rast Halt machten, war der Ork noch nicht zu sich gekommen. Sie wuschen ihn mit Athelaswasser ab und träufelten ein wenig davon in seinen Mund; sie massierten seine Kehle, damit er schlucken sollte, aber er öffnete die Augen nicht. 

Sie waren an den toten Trollen vorbei gekommen, ohne anzuhalten. 

„Es würde den größten Teil des Tages in Anspruch nehmen, sie zu beerdigen,“ sagte Elladan, „und wir könnten den Wald in Brand setzen, wenn wir versuchen, die Kadaver einzuäschern. Niemand lebt in der Nähe, und außer uns wird kaum jemand diesen Weg bereisen. Überlass sie den Aasfressern; bis zu der Zeit, wenn irgend jemand wieder hier entlang kommt, wird nichts mehr von ihnen übrig sein.“

Arwen nickte, ohne zu antworten. 

Nach vier Tagen kamen sie an den Saum des Goldenen Waldes. Die großen Mallorns hoben sich gegen die geringeren Bäume ab, zwischen denen sie hindurch gereist waren; hoch und stattlich mit silberner Borke, glatt und schön. Doch obwohl die Bäume anfingen, Blätter zu treiben, schienen es zu wenige zu sein, zu weit auseinander für solche Waldriesen,  und sie hingen schlaff herab. Als die Reisenden einmal in den Schatten des Waldes eingetaucht waren, schien die Luft rings um sie her sehr still zu sein; die einfachen Wälder außerhalb waren an diesen Morgen im Frühling lebendig gewesen von den Liedern und dem Flattern der Vögel, aber unter den Mallorns war der Klang gedämpft, und selbst die Vögel schienen nur flüsternd zu singen.  

Es wurde Abend, bis sie ein Anzeichen sahen, dass hier noch irgend jemand lebte. Ein kleines Haus stand gegen einen der Baumstämme geschmiegt; keine der Waldunterkünfte, wie die Elben sie in den Tagen Galadriels zu bauen pflegten, sondern eine winzige Hütte, mit Streifen aus silbergrauer Rinde gedeckt. Es hatte keine Fenster, nur eine solide, hölzerne Tür, und sie war fest verschlossen. 

Auf ein Nicken von Elladan hin ging einer der Soldaten hin und klopfte an die Tür. Sie warteten, aber es kam keine Antwort, obwohl er noch ein zweites und ein drittes Mal klopfte, fester und mit mehr Bestimmtheit. 

„Es ist niemand hier,“ sagte Arwen endlich, „aber ich hätte unseren Patienten gerne unter einem Dach. Lass deine Männer die Tür öffnen, Bruder.“ 

Die Tür widersetzte sich ihren Versuchen, aber die Männer blieben hartnäckig, und endlich gab sie nach. Doch selbst, als sie weit auf schwang, kam ein Pfeil aus dem dunklen Inneren geflogen und streifte den Arm des Mannes, der am dichtesten an der Öffnung stand; er sprang mit einem Fluch zurück. 

Die Königin ritt nach vorne und wich der Hand aus, die Elladan warnend ausstreckte, um sie zurückzuhalten: sie brachte ihr Pferd dicht bei dem Haus zum Stehen, aber ein wenig abseits, außer Schussweite. 

„Genug von diesem Wahnwitz!“ befahl sie, die Stimme hart und klar wie Mithril-Silber. „Arwen Undómiel bin ich, und diese Hütte ist von Elbenhand gebaut, oder die Zwei Bäume sind nie in Valinor gewachsen! Leg deinen Bogen nieder und komm heraus!“ 

Aber die Feindin, der aus der Hütte auftauchte, erfüllte sie alle mit Staunen. Sie war elbisch, nach ihren spitz zulaufenden Ohren und der Zartheit ihrer Züge zu urteilen, aber niemals hatte ein Elb je so eingeschrumpft und verlottert ausgesehen. Dünn, fast ausgehungert kam sie ihnen vor, und ihr Haar war so bleich, dass es fast weiß wirkte; es hing ihr halb über die Wangen und reichte ihr – strähnig und ungekämmt – bis zur Mitte. Doch als sie zu Arwen aufblickte, fiel dieses Haar zurück, und zuerst schien ihr Gesicht ein Bild der Lieblichkeit zu sein – bis sie leicht den Kopf wandte und sie ihre linke Wange zu Gesicht bekamen. Sie war eine vernarbte Masse, vom Mundwinkel bis dicht unter das Auge, das Fleisch runzelig und rot, als sei sie ins Feuer gefallen.

„Was sucht Arwen Undómiel in Lórien?“ fragte sie, und ihre Stimme überraschte sie erneut; sie war dunkel und vibrierend, ein völliger Gegensatz zu ihrer zwergenhaften Erscheinung. „Hier gibt es niemanden mehr, der einer Königin aufwarten könnte.“

Ihr Ton war weder höflich noch Willkommen heißend, und ihrer Augen waren hart, als sie sich unter den berittenen Männern umsah, die ihren Vorhof bevölkerten. „Ich kann Euch keine Gastfreundschaft anbieten, Königin von Gondor. Mein Heim ist winzig, wie Ihr seht, und meine Speisekammer ist leer.“

Arwen hörte ihr zu, Verblüffung klar in ihr Gesicht geschrieben, dann glitt sie vom Pferd und sank auf eine grobe Holzbank nieder, die neben der Tür stand. Im Sitzen befand sie sich Auge in Auge mit dem vernachlässigten Kind. 

„Wieso öffnest du denn nicht wenigstens die Tür, wenn jemand klopft? Und wieso begrüßt du uns mit Pfeilen?“ 

Die Kleine hob trotzig das Kinn. „Ich wünsche keine Besucher, und es ist die Handlung eines Feindes, eine verschlossene Tür aufzubrechen. Es gibt keine Armee von Elben mehr, die Lórien noch bewacht, Arwen Undómiel. Wir bewachen uns selbst - die wenigen von uns, die noch übrig sind.“ 

„Also sind da noch andere? Wo sind sie? Ich habe hier einen verwundeten Soldaten; ich suche eine Zuflucht für ihn, und einen Heiler.“ 

Die Kleine senkte die Augen und schien nachzudenken. „Ich bin Malawen,“ sagte sie endlich. „Ich bin eine Heilerin, die einzige, die noch übrig ist. Ihr müsst Heilmittel bei euch haben, so viele Männer, wie ihr seid, bewaffnet für den Krieg; wieso sucht ihr bei anderen Hilfe? Was fehlt eurem verwundeten Mann?“

Arwen machte eine Geste, als wollte sie die Hand des Mädchens nehmen, aber Malawen trat hastig au?er Reichweite. „Zeigt ihn mir,“ verlangte sie. 

Aber als sie sie an die Stelle führten, wo Canohando bewusstlos auf seiner Trage lag, da blickte sie ungläubig auf ihn hinunter. „Ein Ork,“ wisperte sie. Dann hob sich ihre Stimme, erschreckend und schrill. „Ihr habt einen Ork nach Lothlórien gebracht, und ihr bittet mich, für ihn zu sorgen! Oh, ich werde ihn für Euch heilen, Königin von Gondor – schaut, hier ist das beste Heilmittel für Orks!“

Elladan hatte rasche Reflexe, oder das wäre Canohandos Ende gewesen. Der Fürst bekam Malawen zu fassen, während sie bereits zustach; er nahm ihr das Messer ab, das plötzlich in ihrer Hand aufgetaucht war und hielt sie zurück, als sie darum kämpfte, sich zu befreien.

„Halt still, du Närrin!“ schrie er über ihr Kreischen hinweg und presste ihr die Arme eng an den Körper. „Wenn du diesen Ork tötest, wird selbst die Königin nicht imstande sein, dich vor dem Zorn seiner Männer zu bewahren. Er ist der Kommandant dieser Kompanie, und er fiel, als er Ihre Majestät verteidigte.“ 

Malawen fror ein; sie starrte schweigend von Elladan zu Canohando. 

„Ich werde dich nicht bitten, ihn zu heilen, Kind; du sollst ihn nur in Ruhe lassen.“ Arwen klang erschöpft. „Ich hatte kaum gedacht, solche Bosheit in Lórien vorzufinden, als ich in meiner Trauer heimwärts geflohen bin. Elladan, hier können wir nicht bleiben. Lasst uns Galadriels Haus aufsuchen und hoffen, dass sein Zustand gut genug ist, um uns zu beherbergen.“  

Es ist gut genug erhalten, um darin zu leben,“ sagte Malawen mit kleiner Stimme. „Sie halten es sauber und ordentlich, obwohl jetzt niemand mehr dort wohnt.“  

„Gut. Dann werden wir dir nicht länger zur Last fallen.“ Arwen stieg wieder aufs Pferd, aber mit einer gewissen Anstrengung; ganz plötzlich schien sie älter zu sein, und sehr müde. „Kommt, ihr Männer, bringt euren Kommandanten mit. Lasst uns gehen.“ 

Die Kompanie setzte sich in Bewegung; die Männer umringten sie und Canohando, doch Elladan wartete trotzdem, bis der Orks mehrere Meter weit weg war, ehe er Malawen freigab. Sie stand da und starrte hinter der Truppe her, während der Elbenfürst aufsaß und sein Reittier anspornte, um Arwen einzuholen. 

„Herrin!“ rief sie. „Geht nicht! Ihr dürft in meinem Haus bleiben, Arwen Undómiel – ich werde Eurem Ork kein Leid zufügen!“ Aber die Nachhut der Kompanie ritt an ihr vorüber, als sähen sie sie nicht, und sie konnte nicht sagen, ob die Königin ihr Angebot gehört hatte.


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