Der Tag danach (The Day after)
von Thundera Tiger, übersetzt von Amber

Die Zeit ist eine seltsame Sache.

Ebenso seltsam ist es außerdem, dass ich mir überhaupt Gedanken über die Zeit mache. Das habe ich bisher noch nie getan; ich hatte keinen Grund dazu. Zeit war etwas, das einfach passierte, nicht mehr und nicht weniger. Die Tage vergingen, die Monate verstrichen, die Jahre schleppten sich dahin. Daran lässt sich nichts ändern, und so sah ich als Zwerg wenig Sinn darin, darüber nachzudenken. Es gab so viele Dinge, die das Nachdenken eher lohnen, als müßige Grübeleien über das Wesen der Zeit.

Und vielleicht noch seltsamer ist der Ort, an dem ich diesen Gedanken nachhänge. Ich stehe in den Steppen von Rhûn, blicke nach Osten über ein Feld voller Leichen hinweg zum Horizont und halte Ausschau nach einem ersten Anzeichen der Dämmerung. Hinter mir im Westen lagern die Heere von Gondor, Rohan, Ithilien, Dol Amroth und Aglarond. Im Moment ist alles still und friedlich, aber noch vor kurzem war dies der Schauplatz einer so blutigen Schlacht, wie ich sie seit dem Einfall der Dunländer in die Westmark nicht mehr erlebt habe. Der Kampf zog sich über mehrere Tage, was ich aber erst bemerkt habe, als er letzte Nacht zu Ende war. Jetzt bin ich müde und ausgezehrt, und wahrscheinlich sollte ich mich ausruhen, da mich ein heftiger Schlag am Kopf getroffen hat. Aber ich tue es nicht. Stattdessen stehe ich, obwohl ich es besser wissen müßte, hier in der kalten Dunkelheit des frühen Morgens und denke über die Zeit nach.

Das ist natürlich einzig und allein die Schuld von Legolas.

Die Freundschaft mit einem Elben hat ihren Preis, das habe ich vor vielen Jahren gelernt. Nicht, dass mir der Preis zu hoch wäre, aber er ist auch nicht gering. Ob nun zum Besseren oder zum Schlechteren, Legolas hat mich verändert. Manchmal wird mein Verstand zur Schmiede von Gedanken und Gefühlen, die ein Zwerg nicht haben sollte, aber dennoch haben sie sich bei mir eingebrannt. In den Augen meiner Sippe bin ich jetzt ein Einzelgänger und Eigenbrötler, ein Rätsel, von dem man sich lieber fernhält. Ein Teil von mir trauert um dem Verlust meines Selbst und meines Volkes, einen anderen Teil jedoch – einen Teil, der mit jedem Tag größer wird – kümmert es nicht länger.

Doch diese Veränderungen sind nicht der einzige Grund, weshalb ich in der Dunkelheit stehe und über die Zeit nachdenke, und wieder einmal liegt die Schuld bei meinem elbischen Freund. Es ist nämlich so, daß ich nur wegen Legolas hierher gekommen bin. Meine Sorge um ihn hat mich an diesen Punkt gebracht, und wie hoch auch immer der Preis unserer Freundschaft für uns beide sein mag, sie hat uns mehr gegeben, als sie uns je gekostet hat. Und um dieser Freundschaft willen stehe ich jetzt hier in der Kälte, warte auf die Dämmerung und überlege, was Zeit wohl für Legolas bedeutet.

Kein ganz einfaches Unterfangen. Elben nehmen Zeit anders wahr als wir Sterblichen. Den Geist eines gewöhnlichen Sterblichen würde die Last der Jahrtausende zermalmen, wäre er gezwungen, die unendliche Lebensspanne eines Elben zu erdulden. Aber der Geist eines Elben ist anders. Oder vielmehr, er sollte es sein. Doch für Legolas scheint das nicht länger zuzutreffen, und darin liegen meine Ängste begründet: Ich glaube, Legolas’ Zeitempfinden hat sich so weit verändert, daß es fast dem eines Menschen oder Zwergen gleicht. Ich wünschte, ich könnte über diesen Gedanken spotten... über den absurden Eindruck lachen, daß die Gedankengänge eines Elben in irgendeiner Weise den meinen gleichen könnten. Aber ich kann es nicht. Ich habe zu viele Dinge gesehen, die das Gegenteil beweisen.

Alles hat vor vielen Jahren angefangen, als Legolas Aglarond nur selten besuchte. Bei seiner Ankunft begrüßte ich ihn meist mit einer Bemerkung darüber, wie lange es her sei, daß wir uns das letzte Mal getroffen hatten, und in seinen Augen stand ganz kurz ein verwirrter Blick, denn ihm war die Zeit nicht lang erschienen. Es kam ihm auch nicht in den Sinn, daß es für mich hätte lang sein können. Warum sollte es? Legolas hatte einmal gesagt, daß die Blätter Düsterwalds fünfhundert Mal gefallen seien seit der Erbauung von Meduseld, doch wäre dies für Elben nur eine kurze Zeit. Wenn schon fünfhundert Jahre keine lange Zeitspanne sind, dann waren zwölf Monate zwischen zwei Besuchen nicht der Rede wert.

Doch dann begann sich das zu ändern. Nach einer Weile verschwand Legolas’ Überraschung, wenn ich sagte, daß eine lange Zeit vergangen sei. Einige Jahre später stimmte er mir zu und kam häufiger zu Besuch. Und schließlich war es Legolas, der als erster erwähnte, wieviel Zeit zwischen unseren Treffen vergangen war. Als ich dies zum ersten Mal bemerkte, fragte ich mich, ob er es mir zuliebe getan hatte. Ich würde eher eine ganze Mithril-Mine hergeben, als dass ich derlei in Legolas’ Gegenwart ausspräche, aber er hat viele Zugeständnisse an die Welt der Sterblichen gemacht, und ich vermutete, daß dies ein weiterer Fall war. Doch dann traf ich ihn eines Sommers in Minas Tirith, wo sich eine Anzahl Abgesandter und Minister aus ganz Mittelerde versammelten, um über Handelsfragen zu sprechen. Er begrüßte mich herzlich und stellte fest, daß unser letztes Zusammentreffen so lange zurückliege. Dann drehte er sich zu seinem Bruder Narsigil um, dessen Gesellschaft kurz nach der meinen eingetroffen war, und sagte das gleiche zu ihm.

Es war weniger als ein Jahr vergangen, seit er Narsigil zuletzt gesehen hatte.

Da begann ich erstmals, mir Sorgen zu machen. Seither habe ich weitere Anzeichen bemerkt. Bei Mahal, sogar die Veränderungen, die in mir selbst vorgegangen sind, geben meinen Ängsten Nahrung, denn wenn Legolas auf meine Gedanken Einfluß nehmen kann, kann ich es dann nicht nicht auch auf die seinen? Der Beweis ist klar: Legolas’ Zeitverständnis hat sich verändert. Ich weiß nicht, inwieweit, und ich bezweifle, daß er die verstreichenden Minuten und Sekunden jemals gleich einem Sterblichen empfinden wird. Trotzdem kann ich es nicht einfach abstreiten, daß er die Zeit bewußter wahrnimmt. Und das kann für einen Elben gefährlich werden.

Ich schüttle den Kopf, wende mich dem Horizont zu und schaue nach der Sonne, doch noch ist sie verborgen. Ich wünschte, sie würde aufgehen, denn mein Herz ist schwer, und im klaren Licht des Morgens sieht vieles anders aus. Mir scheint es Tage her zu sein, daß ich hier Posten bezogen habe, obwohl ich weiß, daß seither nur einige wenige Stunden verstrichen sind. Und dabei kommt mir der Gedanke, ob dies vielleicht dem gleicht, was Legolas empfindet.

Mein Vater sagte mir einst, daß jeder Kampf nur einen Augenblick dauert, und er hatte recht. Während eines Kampfes gibt es weder Vergangenheit noch Zukunft, jedenfalls nicht für Zwerge. Es gibt nur das Jetzt. Nur den Augenblick. Und dieser Augenblick währt von Gegner zu Gegner, von Schlag zu Schlag, bis alles zu einem einzigen immerwährenden Augenblick verschmilzt, ohne Anfang, ohne Ende. Ein Zwerg stellt sich seinem Gegner und tötet ihn oder wird von ihm getötet. Wenn das Glück dem Zwerg hold ist, wendet er sich einem neuen Gegner zu, und immer so weiter, solange der Zwerg dazu in der Lage ist. Es mögen Stunden oder Tage vergehen, ohne daß es der Zwerg bemerkt. Er sieht nur seinen Gegner, seine Mitstreiter und seine unmittelbare Umgebung. Sein einziges Ziel ist es, den nächsten Augenblick zu überleben. Alles andere ist unwichtig.

Obwohl, im Grunde sollte ich das nicht sagen. Hin und wieder kann es passieren, daß man darüber hinaus etwas wahrnimmt. Irgendwann während der Schlacht, die wir gerade geschlagen haben – ich weiß nicht, wann genau, denn meine Erinnerungen daran sind sämtlich ineinander geflossen – stolperte ich über die Leiche eines Mannes, der mir noch kurz zuvor Rückendeckung gegeben hatte. Nachdem ich das Gleichgewicht wiedergefunden und meinem Gegner den Garaus gemacht hatte, hielt ich kurz inne und stellte fest, daß ich keine Trauer über den Tod dieses Mannes empfand. Ich hatte gesehen, wie er fiel, und dafür gesorgt, dass andere mir den Rücken deckten, aber das war alles. Der Mann war nicht mehr Teil meines Augenblicks, und da uns keine Freundschaft verband, bedeutete mir sein Tod nichts.

Es mag sein, dass sich für Elben die Zeit so darstellt, besonders für diejenigen, die unter den Sterblichen leben. Sie sind in ihrem eigenen Augenblick gefangen und werden sich der Veränderungen um sie herum oder des Verstreichens der Zeit nicht gewahr. Aber hin und wieder geschieht etwas, das ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. Zum Beispiel eine Freundschaft mit einem Sterblichen. Die Augenblicke, in denen sie leben, verlieren den Zusammenhalt, und noch bevor sie sich der Gefahr bewusst werden, sind die Augenblicke vorüber, und sie sind an dem Punkt der Schlacht angekommen, den ich am meisten fürchte. Am Tag danach.

Wie lange auch immer die Schlacht sein mag, der Tag danach ist länger, habe ich bei den Menschen sagen hören. Letzterem stimme ich von ganzem Herzen zu. Die Minuten des nächsten Tages schleichen so langsam dahin, daß ich gegen Ende meine, wahnsinnig zu werden. Zu keinem Augenblick ist mir die Zeit nicht quälend deutlich bewusst. Es gibt nur Vergangenheit und Zukunft. Die Vergangenheit ist eine finstere Mär von gefallenen Kriegern und verwundeten Streitern. Die Zukunft ist ein dunkler, ungewisser Tunnel, den manche durchqueren werden und manche nicht. Und dazwischen ist das Jetzt, in dem lange Stunden schmerzlich langsam dahinkriechen und diejenigen unter uns, die unverletzt geblieben sind, hilflos auf Kunde von Freunden und Gefährten warten.

Vielleicht ist es das, was Legolas jetzt empfindet. Vielleicht ist er, was die Zeit und sein Verständnis von ihr angeht, am Tag nach der Schlacht angekommen. Er lebt nicht länger von Augenblick zu Augenblick, sondern ist der wechselhaften Welt der Sterblichen gewärtig. Er achtet auf die Zeit und spürt, wie sie verrinnt. Er denkt über die Zukunft nach und was sie bringen mag. Er sieht seine Freunde altern und schwächer werden und ist außerstande, es zu verhindern. Und ich bin ebenso hilflos, während ich wiederum ihn beobachte und weiß, dass er noch Jahrtausende zu leben hat und dass er den Verstand verlieren wird, wenn er dieses neue Bewusstsein nicht ändern kann. Wenn er überleben will, darf er nicht anfangen, die vergehenden Tage zu zählen, und auf keinen Fall dürfen ihm die Jahre lang erscheinen. Trauer und Wahnsinn würden ihn vernichten!

Ich kneife die Augen zu – und merke dabei, dass die Sonne immer noch nicht aufgegangen ist – und verfluche den Elben und mich gleich dazu. Ich wünschte, ich könnte einfach sagen, dass auch dies die Schuld von Legolas ist, aber ich kann es nicht. Er hat sich dieses Schicksal nicht allein gewählt. Auch ich habe eine Wahl getroffen, und unter den Blättern Lothlóriens haben wir unsere Freundschaft besiegelt. Und was mir diese Wahl gegeben hat, ist mir kostbarer alle Schätze Khazad-dûms. Aber wie schon gesagt, alles hat seinen Preis, und nun zahle ich mit Kummer und Furcht. Und darüber hinaus bin ich wütend. Wütend über das, was mit Legolas geschehen ist. Wütend über das Ende, das ihn erwartet. Wütend darüber, dass ich nichts dagegen tun kann.

Meine Wut brennt heiß, und ich lasse sie in mir brodeln, denn nur so kann ich dem Schmerz widerstehen, der mein Herz zu überwältigen droht. Aber noch während die Wut mich übermannt, warnt mich eine innere Stimme, und ich halte inne und zügle meinen Zorn.

Mir scheint, ich habe einen Besucher.

Ich kann nicht sagen, woher ich weiß, dass jemand hinter mir steht. Ich kann nicht sagen, woher ich weiß, dass es Legolas ist. Mit Sicherheit hat er sich nicht durch ein Geräusch verraten. Wenn er nicht unter Tage oder in steinernen Hallen unterwegs ist, bewegt er sich völlig lautlos. Aber auf irgendeine Weise habe ich gelernt, ihn zu ... spüren. Und wenn das jetzt seltsam klingt, so klingt es mir selbst nicht weniger seltsam. Nichtsdestotrotz weiß ich, dass er da ist, und ich weiß auch, dass er verwundet ist und es nicht sein sollte.

Ich wende den Kopf und starre ihn so grimmig an, wie ich kann. Nicht, das es etwas nützen würde. Er stammt aus einer Familie, die ganz Erebor mit einem einzigen finsteren Blick zu Fall bringen könnte. Aber ich muss meinen Unmut deutlich machen, und so starre ich weiter, während ich ihn von Kopf bis Fuß mustere, und lege dabei die ganze noch immer in mir brodelnde Wut in meinen Blick.

Er sieht besser aus als das letzte Mal, als ich ihn gesehen habe. Weiß und zitternd saß er im Zelt der Heiler und ließ mit zusammengebissenen Zähnen seinen Arm behandeln. Der Arm war gebrochen und an einigen Stellen so verdreht, wie es kein Arm je sein dürfte. Es tat mir nur vom Hinsehen weh. Die Mittel, die man ihm gegeben hatte, zeigten nur langsam Wirkung, aber die Heiler konnten nicht länger warten, da sie sich noch um so viele weitere Verwundete kümmern mussten. So stand ich ihm zur Seite und hielt ihn fest, während die Heiler den Arm richteten, und nachdem sie gegangen waren, blieb ich zurück, bis er von den Tränken eingeschlafen war. Dann verließ ich ihn in dem Wissen, dass er in Sicherheit war und dass ich dem Chaos des Lagers entfliehen musste. Er würde mir folgen, sobald er erwacht war.

Manchmal beunruhigt es mich, dass ich so genau weiß, was er tun wird.

„Du hast nicht mal drei Stunden geschlafen. Du solltest dich ausruhen.“

Legolas zieht bei meinen Worten eine Augenbraue hoch, und stechende graue Augen wandern über mich hinweg, um schließlich auf dem blutigen Verband zu verweilen, der um meinen Kopf gebunden ist. „Ich bin hier nicht der einzige, der ausruhen sollte.“

Mit seiner Antwort sagt er mehrere Dinge auf einmal, und ich habe gelernt, sie alle zu hören. Er gibt zu, dass er Ruhe braucht, er ist außerdem der Ansicht, dass auch ich Ruhe brauche, und er gibt mir zu verstehen, dass er willens und in der Lage ist, sich entsprechend zu revanchieren, wenn ich weiter auf der Sache beharren sollte. In Anbetracht dessen beschließe ich, nicht weiter darüber nachzudenken, dass wir wohl beide ins Bett gehören, aber ich kann nicht einfach so über seine Verletzungen hinwegsehen. In seinen Augen flackert ein ständiger Schmerz, der nichts mit seiner Sehnsucht nach dem Meer zu tun hat. „Wie geht’s deinem Arm?“
Legolas blickt auf die Schlinge, in der das verwundete Glied lagert, und fährt sachte mit der linken Hand über die strammen Leinenbinden. „Er wird bald heilen. Was ist mit deinem Kopf?“

„Kopfwunden bluten immer stärker, als man meinen sollte. Es wird schon wieder.“

Er schaut etwas skeptisch, aber er nickt und sagt nichts weiter. Als hätten wir es abgesprochen, drehen wir uns beide um und beobachten den Horizont, und ich sehe, dass die Sonne endlich im Begriff ist aufzugehen. Aber sie steigt nur langsam, oder es kommt mir zumindest so vor, und das erinnert mich erneut daran, was Legolas durch seine Freundschaft mit den Sterblichen erdulden muss. Durch seine Freundschaft zu mir. Legolas wird den Lauf der Zeit überdauern, aber die um ihn her werden es nicht. Und wenn die endlosen Jahre auf Arda ihm auch dann noch lang erscheinen, wenn all seine Freunde dahingegangen sind ... mich schaudert bei dem Gedanken. Vielleicht wird Legolas nach unserem Tod endlich dem Ruf seines Herzens folgen und das Meer überqueren, und vielleicht kann er dann wieder in den endlosen Augenblick der Elben eintauchen. Der Augenblick, in dem man den Wandel zwar wahrnimmt, aber nicht wirklich fühlt. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass dem so sein wird, aber ein Teil von mir – der Teil, der ihn so genau kennt – fürchtet, dass sich Legolas an sein neues Zeitgefühl klammern wird und die Vergangenheit nicht loslassen kann. Und wenn er das tut ... mich schaudert von neuem. Für alle Ewigkeit in geistige Umnachtung zu versinken ist ein Schicksal, das ich nicht einmal meinem ärgsten Feind wünsche, geschweige denn meinem liebsten Freund.

Ich frage mich, ob er wohl wusste, dass dies zum Preis unserer Freundschaft gehört. Hat er wirklich ganz verstanden, was ihn seine Wahl kosten wird? Hat er gewusst, was es heißt, dem Augenblick entrissen und im Tag danach gefangen zu sein? Es schnürt mir die Kehle zu, und meine Hände werden eiskalt, wenn ich mir vorstelle, wie ihn die Last der endlosen Jahre langsam auszehrt, in denen ihm schon jeder einzelne Tag lang erscheint, und verzweifelt drehe ich mich um und sehe Legolas an in der Hoffnung, etwas von der ruhigen Sicherheit der Elben in ihm zu finden und so mein ängstliches Herz zu besänftigen.

Er fühlt meinen Blick auf sich ruhen und dreht sich zu mir um, und die ersten Strahlen der Sonne spiegeln sich in unsterblichen Augen voller Mattigkeit und Schmerz. „Es wird ein harter Tag, mein Freund,“ murmelt er. „Schon jetzt erscheint mir jede Minute lang.“

Und ich wende mich ab, damit er meine Tränen nicht sieht.


ENDE


Anmerkungen der Autorin:

Zuerst einmal vielen Dank für die aufmunternden Worte von Raven, Hobbes und Silvren Ithilden, und einen ganz besonderen Dank an Fliewatuet, die nicht nur ein grundlegendes Problem in dieser Geschichte erkannt, sondern auch einen Weg gefunden hat, es zu beheben. Danke!

Weitere Anmerkungen: Legolas’ Ausspruch über die Blätter Düsterwalds, die fünfhundertmal gefallen sind seit der Erbauung Meduselds steht in The Two Towers, S. 142, der Ballantine-Ausgabe zum fünfzigsten Jubiläum von LotR. Das Kapitel heißt The King of the Golden Hall. Schließlich und endlich, die Schlacht von Rhûn, auf die sich diese Geschichte bezieht, basiert nicht auf irgendeinem Ereignis in Tolkiens Schriften oder meinen eigenen Stories. Es ist einfach, wenn man so will, ein Augenblick im Zeitenfluß. Ort und Zeit sind unmöglich genau zu bestimmen, da es in der Natur des Augenblicks liegt, sich solcher Dinge nicht zu erinnern.


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