Fünf

Je älter Lily wird, desto mehr liebt sie die Geißblattlaube im hinteren Garten von Beutelsend. Sam hat sie für sie gepflanzt, und sie war fertig und der hölzerne Bogen sauber überwachsen, als sie ihren sechzigsten Geburtstag feierte. Zu jener Zeit war Frodo fast 84, und es ging ihm - in Anbetracht der Umstände und der regelmäßigen „Erinnerungen“ seines Körpers im März und im Oktober - erstaunlich gut.

Es hat helle und dunkle Jahre gegeben. Als Elanor im Mai 1451 Fastred Grünholm geheiratet hat, konnte Frodo an der Hochzeit nicht teilnehmen; das „Märzleiden“ weigerte sich, ihm rechtzeitig loszulassen und er blieb den ganzen Sommer über bleich, angegriffen und geschwächt. Aber als der Winter kam und der erste Schnee fiel, da hatte er sich genügend erholt, um lange Abende mit Sam zu verbringen, mit ihm Schach zu spielen und sich die Momente ihres legendären Abenteuers ins Gedächtnis zu rufen, die keinen dunklen Schatten auf seiner Seele hinterließen.

1465 besuchte Freddy, die Groß-Smials und begegnete Trifolia Tuk, einer Nichte von Everard Tuk. Ein paar Tage reichten aus, dass er sein Herz verlor, und drei Monate später brachte er sie nach Beutelsend, um sie seinen Eltern vorzustellen. Frodo begrüßte sie mit Wärme, betrachtete ihre rotblonden, krausen Locken und ihr sommersprossiges Gesicht mit einem mutwilligen Glitzern in den Augen und gratulierte seinem Sohn. Spät in jener Nacht erzählte er Lily mit einem Glucksen, dass dies der zweite Versuch eines Beutlin sei, einem Tuk-Mädchen mit genau dem selben Namen und genau dem selben Aussehen den Hof zu machen. Lily hörte sich die Geschichte der „ersten“ Trifolia an und schlief, immer noch kichernd, ein, ihr Gesicht an seiner Brust vergraben. *

Freddy heiratete Trifolia im Sommer 1466, und wenn Lily jetzt im lebhaften Schattenspiel der Geißblattlaube sitzt, klettert oft eines ihrer Enkelkinder auf ihren Schoß und wartet auf eine Geschichte. Sie füttert die Kleinen mit Saatkuchen und Johannisbeersaft, und nach einer Weile kommt ihr Großvater dazu, mit langsamen, vorsichtigen Schritten. Sein Haar ist jetzt völlig weiß, und seine Augen blinzeln hinter den runden Brillengläsern, die Meriadoc Brandybock ihm letztes Jahr geschickt hat - der einzige Grund, weshalb er überhaupt noch lesen kann. Und gemeinsam mit den Enkeln lauscht er ihrer warmen Stimme, die von Elben und Zwergen spricht, von einer legendären Weißen Stadt und einem edlen, sanften König, dem sie einmal begegnet ist. Seine eigenen Geschichten behält er dieser Tage für sich, aber Lily kennt jede einzelne davon.

Wenn sie aufschaut, sieht sie, wie er sie auf auf jene Weise anlächelt, die sie seit über sechzig Jahren kennt... und für sie ist er immer noch wunderschön, er wird es immer sein. Er wird immer ihr Herr sein, ihr Geliebter und ihr Lehrer, und sie ist und bleibt seine Indil und seine Kastanie. Sie vergisst ihre schmerzenden Gelenke und geschwollenen Füße, und das Alter hat keine Macht mehr über sie.

ENDE

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