Unterwegs mit dem anderen Zauberer - Eine Reise zur Heilung
(Following the other Wizard - A Journey into Healing)
von jodancingtree, übersetzt von Cúthalion



Kapitel 10
Eine Frage der Wahrheit

Nano hatte sein Versprechen gegeben, aber Radagast wollte ihn nicht auf die Probe stellen. Der Junge war wild, wie er gesagt hatte – besser, ihn von Druwaith Iaur fortzubringen, bevor es noch mehr Ärger gab. Zwei Tage später reisten sie ab und folgten der Küstenlinie nach Osten. Als ihnen der Weg von einem breiten Fluss versperrt wurde, wandten sie sich ab, bis sie eine Stelle mit einer Furt erreicht hatten, und dort überquerten sie ihn.

„Das hier sieht fast so aus wie daheim!” rief Frodo aus.

Sie ritten durch eine Gegend mit wogenden Hügeln; kleine Dörfer waren hier und dorthin verstreut, von großen, alten Eichen eingerahmt. Die hängenden Strähnen der Trauerweiden färbten sich gelb; bald würden sie neue Blätter ansetzen. Von Zeit zu Zeit sahen sie einen Bauern im Freien, der seine Felder pflügte, ein Geschirr mit Ochsen vor sich und einem Schwarm Spatzen hinter sich, die auf den Boden einfielen und wieder aufflogen. Frodo sah verzaubert zu; es war dem Auenland so ähnlich, dass sich seine Augen mit Tränen füllten, und er wandte den Kopf ab, damit Radagast es nicht sah.

Die Dörfer selbst waren hübsch und malerisch, aber sie rührten ihm nicht ans Herz. Hier gab es keine Smials aus Erde, mit runden Fenstern – die Häuser waren aus weiß gebleichtem Stein mit Strohdächern, in der Größe für Menschen gebaut, nicht für Hobbits. Allerdings hatte jedes Dorf seinen Gasthof, mit gutem Bier und ein paar Zimmern für Reisende; sie übernachteten dort, anstatt ihr Lager draußen aufzuschlagen, und Frodo fand es seltsam und angenehm, wieder zwischen Laken zu schlafen, ein Kissen unter dem Kopf anstatt seiner Satteltaschen.

Nano fand Spielkameraden, wo immer sie anhielten; er war eifrig und freundlich, nicht länger der übellaunige Bursche von damals, als sie ihn zum ersten Mal trafen. Auch war er über den Winter in die Höhe geschossen; er war jetzt größer als Frodo und wuchs aus all seinen Kleidern. Radagast ging während ihrer Reise auf die Suche mach einem Pferd für den Jungen, und irgendwann fanden sie sich auf einem Bauernhof wieder, wo sie ein Tier untersuchten, das man ihnen anbot.

„Nich’ mehr als drei Jahre, gut eingeritten und grad’ recht für den Jungen da,“ sagte der Bauer. „Na, dann komm mal, Jungchen, rauf mit dir und probier se aus!“ Nano stellte einen Fuß in die verschränkten Füße des Mannes und schwang sich auf den Pferderücken.

„Reite sie um den Hof herum, Junge; lass uns mal sehen, wie sie läuft,“ sagte Radagast. Nano ritt ohne Sattel; der Zauberer hatte das Angebot eines Sattels standhaft abgelehnt, aber er ließ Zügel und Gebiss zu, obwohl er und Frodo nur Seile als Zaumzeug benutzten. Frodo sorgte sich ein bisschen und beobachtete das Kind; er fragte sich, ob er sich im Sitz halten konnte.

Nano ritt in einem langsamen Kreis um den Hof; er sah auf dem Rücken des Tieres fröhlich und entspannt aus. Als er zum zweiten Mal gegenüber dem Tor war, beugte er sich vor und flüsterte dem Pferd etwas ins Ohr, dann wendete er das Tier und ritt in einem plötzlichen Ausbruch an Geschwindigkeit geradewegs auf das Tor zu.

„Nano!“ schrie Frodo und wollte hinter ihm her, aber das Pferd setzte mit einem weiten Sprung über das Tor und verschwand die Straße hinunter, während Nano sich noch immer an seinen Rücken klammerte.

Radagast stand da und schüttelte den Kopf. „Wir nehmen sie,“ sagte er zu dem Bauer, „gesetzt den Fall, dass sie ihn in einem Stück zurückbringt.“

„Gesetzt den Fall, der Junge kann sich festhalten, dann wird’s schon geh’n. Jenny ist ´ne Liebe, sie wird ihn nich’ 'runterschmeißen, wenn er sich ordentlich festhält. Der Bursche reitet aber, als wär’ er im Sattel gebor’n; ich denk’, es wird schon geh’n.“

Frodo hängte sich über den Zaun und beobachtete die Straße; als Pferd und Reiter wieder auftauchten, sprang er vor, um das Tor in weitem Schwung zu öffnen. Nano ritt hindurch wie ein heimkehrender Held, mit leuchtenden Augen, dann schwang er sich hinunter, stand neben dem Pferd und streichelte seine seidenglatte Schulter.

„Du hast uns nie erzählt, dass du reiten kannst, Nano,“ sagte Radagast und lächelte auf ihn hinunter. Er hielt dem Bauern ein Goldstück hin. „Wird das reichen?“

„Klar, wird ganz und gar reichen, und nebenbei leg’ ich noch `nen Satz Anziehsachen obendrauf. Nicht neu, wisst Ihr; mein eigener Junge is’ aus seinen Hosen raus, und Eurer auch, so wie er aussieht.“

Also verließ Nano den Hof fein herausgeputzt, auf seinem eigenen Pferd und in den abgelegten Kleidern des Bauernsohnes. Sie passten gut, aber zu Frodos Verblüffung waren Hemd, Hosen, Jacke und Hut allesamt von einem tiefen Waldgrün! Er dachte, Nano würde sich über die Farbe beschweren, aber der Junge war hoch erfreut.

„Die Jungs im Gasthof haben mir davon erzählt – es ist die Farbe, die Hirluin der Schöne getragen hat und alle seine Männer, als sie in die Schlacht nach Minas Tirith geritten sind. Das ist das Grünhügelland, siehst du, und sie kleiden sich ganz in Grün, wenn sie in den Krieg ziehen.“

„Das haben sie tatsächlich getan, und sie haben tapfer gegen die Finsternis gekämpft,“ sagte Radagast. „Nun, jetzt, wo du beritten und anständig gekleidet bist, Nano, da glaube ich, wir sollten dich nach Rohan bringen. Gute Reitkunst wissen sie dort zu schätzen."


*****


Die Leute in den Grünen Hügeln waren freundlich, aber neugierig; ihre Blicke folgten dem Hobbit, obwohl seine Gefährten wenig Aufmerksamkeit auf sich zogen. Ein- oder zweimal stellte man Frodo in einem Gasthof Fragen; ein paar der Männer hatte vor den Toren von Minas Tirith gefochten, und sie hatten von Halblingen gehört. Er lernte, seine vernarbte Hand außer Sicht zu halten; Schankmädchen neigten dazu, bei ihrem Anblick zusammenzufahren, aber seine größere Sorge war, dass jemand ihn mit „Frodo mit den neun Fingern“ in Verbindung brächte. Im Auenland hatte ihn niemand über seine Taten in der Zeit ausgefragt, als er von Zuhause fort gewesen war, aber dies war Gondor, wenn auch nur ein weit entferntes Ende davon. Manche Geschichte über den Ring mochte hier vertraut sein, und er hatte Angst davor, erkannt zu werden.

Vielleicht spürte Radagast seine Unruhe; auf alle Fälle blieben sie nur lange genug, um Nano mit dem auszustatten, was er brauchte. Dann wandten sie sich nach Norden, und mit Nano auf seinem eigenen Pferd reisten sie schneller – der Junge wäre galoppiert, wann immer das Gelände es zuließ, und er musste daran erinnert werden, eine Gangart zu wählen, die es Frodos Pony ermöglichte, Schritt zu halten. Sie ließen das besiedelte Land hinter sich und hielten jeden Tag bei Sonnenuntergang an, um einen Lagerplatz zu finden: Frodo fing an, Nano beizubringen, wie man über offenem Feuer kochte. Sie legten sich schlafen, sobald es dunkel wurde und standen in der Morgendämmerung auf.

In einer Decke auf dem Boden eingerollt, seine Satteltaschen einmal mehr als Kopfkissen, lag Frodo da und betrachtete die Sterne. Seine Gefährten schliefen; bald würde er selbst schlafen, aber für den Moment fühlte er sich umgeben von Ruhe und Frieden. Irgendwo in der Nähe quakten Frösche, und weiter entfernt rief ein Nachtvogel. Die Sterne waren hell und nah; er versuchte sie zu zählen, dann gab er es auf und schloss die Augen. Es war gut, hier in der Wildnis, nur mit Nano und dem Zauberer als Gesellschaft. Die Wirrnis in seinem Geist begann, sich zu lösen.

Endlich kamen sie an den Fluss, der die westliche Grenze von Rohan markierte. Nachdem sie den größten Teil des Tages an seinem Ufer entlang geritten waren, ohne eine Stelle zu finden, die flach genug war, um ihn zu überqueren, wandte Frodo Streichers Kopf in Richtung Wasser und watete hinein. Radagast rief ihm etwas zu, aber er winkte, ohne zurückzuschauen und setzte seinen Weg fort. Es war keine rasche Strömung; als das Pony anfing zu schwimmen, rutschte Frodo von seinem Rücken hinunter und schwamm ebenfalls, bis sie beide auf der anderen Seite hinaus kletterten.

Nano war ihm ins Wasser gefolgt und kam ein paar Minuten später ans Ufer; er war beim Überqueren auf seinem Reittier sitzen geblieben, und das Pferd war kräftig genug gewesen, ihn zu tragen, während es schwamm. Radagast hatte sich Zeit damit gelassen, seine Robe zu schürzen, und er befand sich noch immer mitten im Fluss, als eine Gruppe Reiter in leichtem Galopp zu ihnen herüberkam.

„Halt, Fremdlinge, und gebt Euch zu erkennen!“ Der Anführer musterte Nano und Frodo eindringlich. „Zwei Jungen? Nein, Ihr habt nicht das Gesicht eines Kindes. Ein Holbytla? Und wer ist das da im Wasser?“ Aber inzwischen war Radagast an Land gestiegen.

„Ich bin Radagast der Braune, von Gandalfs Orden,“ sagte er. „Gibt es Schwierigkeiten in Rohan, Hauptmann, dass Ihr die Grenzen so gründlich bewacht?“

„Keine Schwierigkeiten, die wir nicht schnell in Ordnung bringen können, Radagast der Braune! Wir haben Euch noch nie zuvor in Rohan gesehen, aber ich habe von Euch gehört. Ich dachte, Ihr wohnt weiter im Norden, zwischen den Bergen und dem übel beleumundeten Wald.“

„Das habe ich, ungezählte Jahre. Ich habe den Rhosgobel verlassen, als die Neun unterwegs waren, und seitdem bin ich ein Wanderer gewesen. Nun komme ich, um Euren König aufzusuchen; ich habe einen Jungen in meiner Obhut, der sich in seinen Diensten vielleicht gut machen würde.“

Der Mann wandte seine Aufmerksamkeit Nano zu. „Der Junge, das bist du, oder? Lass mich sehen, wie du reitest!“

Nano brauchte keine zweite Einladung. Er schoss in vollem Galopp über die Ebene davon, und der Mann, der gesprochen hatte, spornte sein Pferd an, um ihn zu verfolgen. Sie ritten, bis sie nicht mehr waren als Flecken am Horizont, bevor sie einen weiten Kreis schlugen und zurückkamen, Hals an Hals, und ein paar Schritte von Radagast entfernt stehen blieben. Nano zog die Zügel straff an, und sein Pferd bäumte sich auf und fuchtelte mit den Hufen in der Luft; der Junge hielt seinen Sitz und lachte.

„Er mag sich gut genug anstellen, Zauberer. Also, jetzt weiß ich, wer du bist, und der Junge – was ist mit dem Holbytla?“ sagte der Anführer, und Radagast zögerte.

„Ich bin der Lagerkoch,“ sagte Frodo und begegnete dem Blick des Mannes mit entwaffnender Schlichtheit. Der Anführer der Patrouille beäugte ihn zweifelnd, und Radagast lächelte.

„Ein Hobbit ist ein feiner Reisegefährte, Hauptmann, zäh und fröhlich, und sein Volk ist wohl bekannt für seine Kochkunst. Er dürstet danach, neue Orte zu sehen – es ist für uns beide ein guter Handel.“

„Hmmpf. Da war einer von seiner Rasse, der am Ende mit König Théoden ritt, aber ich habe nie gehört, dass er kochen konnte. Nach dem Krieg ist er in sein Heimatland zurückgekehrt; vielleicht kennst du ihn, Holbytla? Holdwine, Knappe der Mark?“

„Ich habe ihn in Helm und Rüstung vorüberreiten sehen, mit seinem Silberhorn am Gürtel. Im Auenland wird er Meriadoc der Prächtige genannt.“

Der Mann nickte. „Er war ein mächtiger Krieger, trotz seiner Größe. Und du bist ein Koch, sagst du. Wie ist dein Name?“

“Esel!” sagte Nano, und die Reiter lachten.

„Mein Name ist Beutlin,“ sagte Frodo und lachte mit den anderen. „Hobbits sind kein kriegerisches Volk, Hauptmann. Meriadoc und Peregrin sind Ausnahmen von der Regel."

„Tatsächlich? Und was ist mit dem anderen – Hobbit, wie ihr euch selbst nennt? Der, von dem die Barden singen, der den Ring des Schicksals vernichtet hat,” sagte der Mann. „Bist du ihm je begegnet?“

Frodos Lächeln schwand. “Nein. Ihn kenne ich nicht.”

Endlich ließen die Reiter sie ziehen, scheinbar zufrieden damit, dass solche Reisenden keine Gefahr für Rohan darstellten. Sie reisten noch eine Stunde weiter, bis sie ihr Lager aufschlugen; sie ließen die Rohirrim weit hinter sich, und Nano plapperte ohne Unterlass von der Schönheit ihrer Pferde, ihren edlen Gesichtern und ihrem langen, goldenen Haar.

„Ich lasse mein Haar auch so lang wachsen. Glaubst du, dass es noch Zeit zum Wachsen hat, bis wir den König sehen?“ Plötzlich wandte er sich an Frodo. „Wieso hast du mir nie deinen wahren Namen gesagt… Beutlin? Ich dachte, dass du wirklich Esel heißt!“

Frodo grinste zu dem Jungen auf seinem großen Pferd hinauf. „Wenn ich mich recht erinnere, Nano, dann hast du mich nie gefragt. Du hast gesagt, dass du meinen Namen schon kanntest – eine Lehre für dich, keine voreiligen Schlüsse zu ziehen.“

Aber in dieser Nacht, als Nano schlief, nahm der Zauberer Frodo ins Gebet. „Du warst nicht ganz ehrlich zu den Reitern, Esel.“ Er hob die Hand und brachte Frodos Protest im Voraus zum Schweigen. „Sehr schön, Junge, ich verstehe deine Gründe. Für sie bist du ein Held, eine Gestalt aus den Legenden, und du willst die Lobsprüche nicht, mit denen sie dich überhäuft hätten. Aber du bist auch nicht ehrlich zu diesem Kind, und das ist eine gänzlich andere Sache. Irgendwann wird er die Wahrheit herausfinden, und wie wirst du ihm dann deine Lüge erklären?"

„Ich habe nicht gelogen! Mein Name ist Frodo Beutlin. Nano hat mich nicht nach meiner Lebensgeschichte gefragt, und wenn, dann hätte ich sie ihm nicht erzählt.“

„Und wenn er trotzdem davon hört? Denn hören wird er davon; das Lied von Frodo mit den Neun Fingern ist wohlbekannt in jedem Land, wo Gondor herrscht; in Rohan kennt man es ganz sicher. Eines Tages wird Nano seinen Kindeskindern davon erzählen, wie er mit dem Ringträger gereist ist. Wird er sagen, dass du ein Lügner gewesen bist?“

Frodo starrte ins Feuer und biss sich auf die Lippen.

„Deine Fahrt ist eine Erzählung von hohem Mut und Durchhaltewillen, Esel, und auch von Gnade, genug, einen Mann zu gleichen Taten herauszufordern.“

„Für andere vielleicht. Für mich war es Exil und Entsetzen und Schmerz, und am Ende die Niederlage. Ich bin bloß ein kleiner Esel, Radagast, und froh, meiner Bürde ledig zu sein.“ Er streckte sich auf dem Boden aus und vergrub das Gesicht in den Armen, und Radagast setzte sich neben ihm und rieb ihm den Rücken.

„Ich weiß, Junge. Aber Nano ist kein Narr; früher oder später wird er die Geschichte hören und zwei und zwei zusammenzählen. Wie viele neunfingrige Hobbits durchwandern wohl die weite Welt, was meinst du? Es wird besser sein, wenn er die Wahrheit von dir hört.“

Frodos Stimme war gedämpft. „Ich schäme mich, ihm die Wahrheit zu sagen.“

“Du solltest mehr Scham darüber empfinden, dass du ihn eine Lüge glauben lässt,“ sagte Radagast streng.

Mehrere Tage vergingen, bis Frodo es über sich brachte, Nano alles zu erzählen, und dann geschah es, während sie das Frühstück machten. Sie näherten sich den Furten des Isen und waren an mehreren, vereinzelten Gehöften vorbei gekommen; sie erreichten ganz klar ein stärker besiedeltes Land.

„Zieh die Pfanne jetzt vom Feuer und deck sie zu; die Eier werden fertigbraten, während du den Tee kochst.“ Frodo holte tief Atem. „Nano, mein voller Name ist Frodo Beutlin.“

Der Junge warf ihm einen Blick zu, dann machte er sich wieder daran, Teeblätter abzumessen und in den Kessel zu löffeln. „Du bist Frodo mit den neun Fingern,“ sagte er, als er fertig war. „Ich habe mir gedacht, dass du das bist.“ Frodo war sprachlos.

„Wieso hast du der Grenzpatrouille erzählt, dass du den Hobbit, der den Ring zerstört hat, nicht kennst? Ich hätte nicht gedacht, dass du lügen würdest!“

“Ich habe ihn nicht zerstört,” sagte Frodo. Er räusperte sich. „Ich war dabei, als er ins Feuer ging; ich habe ihn nicht hineingeworfen.“

„Wer war es dann?“ fragte Nano.

„Niemand. Smeagol – der eine, der den Ring für Hunderte von Jahren hatte – er nahm ihn mir weg, und dann fiel er. Nein, ich habe ihn nicht gestoßen!“

Nano beobachtete Frodos Gesicht, als würde er den Wahrheitsgehalt jedes einzelnen Wortes abwägen. „Wie hast du dann deinen Finger verloren?“

„Ich habe den Ring getragen. Ich – ich nahm ihn in Anspruch, für mich selbst. Smeagol hat ihn abgebissen.“ Frodos Stimme brach und Radagast legte ihm eine Hand auf die Schulter, aber der Hobbit schüttelte ihn ab. „Ich bin kein Held, Nano. Esel ist der richtige Name für mich; ich habe den Ring zum Berg getragen, das ist alles.“

„Im Lied klingt es, als wärst du ein Held,“ sagte Nano. „Wieso hast du ihn denn nicht hineingeworfen, als du zum Berg gekommen bist?“

Frodo starrte zu Boden, ohne zu sprechen, und Radagast gab an seiner Stelle Antwort. „Er konnte nicht, Junge. Der Ring hatte einen eigenen Willen, und der war zu stark für ihn. Aber es war trotzdem heldenhaft, ihn dort hinzutragen.“

Nano dachte darüber nach und biss auf seinen Knöcheln herum. Endlich sagte er: „Wenn du ihn nicht zu dem Berg gebracht hättest, dann wären sie alle am Schwarzen Tor getötet worden. Aragorn wäre nie König geworden.“ Er trat dicht an Frodo heran und legte die Arme um ihn. „Du bist ein Held, Esel.“ Er war jetzt fast einen Kopf größer als der Hobbit, aber es war die Umarmung eines Kindes, und Frodo erwiderte sie und blinzelte seine Tränen fort.


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