Ein Kind im Mittwinter
von Cúthalion


Kapitel 4
Gefährliche Erinnerungen

Rosie gähnte. Sie hatte an einem großen, weichen Umschlagtuch in einem hübschen Blassblau gestrickt – groß genug, um ein Baby darin einzuwickeln, dachte Sam mit einem Lächeln - aber jetzt waren ihr die Hände mit den langen Nadeln in den Schoß gesunken. Draußen wurde es dunkel; einen Tag vor Jul und noch immer keinen Schnee, aber heute Morgen hatten sie wenigstens den ersten richtigen Frost gehabt. Er hatte die Tulpenzwiebeln gerade noch rechtzeitig in die Erde bekommen.

„Müde, Mädel?” fragte er. „Du solltest dich ein bisschen hinlegen. Die Kleinen werden dich morgen früh genug aufwecken, Du kannst ja ein Nickerchen machen, und ich hol den Schweinebraten aus dem Ofen und rühr den Sahnekohl noch mal ordentlich um.”

Seine Frau lächelte.

„Im Moment ist bloß Elanor hier, erinnerst du dich?” sagte sie, faltete das halbfertige Tuch ordentlich zusammen und legte es beiseite. „Ich hab die anderen zum Übernachten auf den Hof ihrer Großeltern geschickt, und ich bin sicher, sie verbringen da gerade die beste Zeit ihres Lebens.”

„Oh!” Sam grinste. „Das ist also der Grund, warum es hier so still ist! Und was treibt Elanor? Ich wette, sie sitzt in irgendeinem versteckten Winkel, die Nase in einem Buch.”

„Im Studierzimmer von Herrn Frodo,” Rosie erhob sich aus dem Sessel. „Er hat ihr erlaubt, die Märchensammlung von Herrn Bilbo zu lesen, und sie liebt es, hinter seinem Schreibtisch zu sitzen… dann fühlt sie sich besonders und schrecklich bedeutend.”

Das lenkte Sams Gedanken in eine andere Richtung.

„Herr Frodo schläft immer noch?” fragte er, scheinbar leichthin und ein bisschen abwesend; aber Rosie ließ sich nicht so einfach hinter’s Licht führen.

„Oh Sam,” Ihr Blick war erfüllt von einer Mischung aus Humor und Ärger. „Hörst du jemals damit auf, um ihn herum zu flattern wie eine Glucke? Du weißt, es geht ihm inzwischen viel besser… er isst genug, er schläft viel tiefer, und Lily sagt, er hat nicht mehr diese Alpträume – jedenfalls nicht in den letzten zwei Wochen.” Sie trat dicht an ihn heran und liebkoste seine Wange. „Er hat sich diesmal sehr schnell von der Oktoberkrankheit erholt. Und sie würde es uns sagen, wenn es irgend etwas Ungewöhnliches gäbe, oder etwas… Erschreckendes, oder nicht?”

„Du hast Recht, das würde sie wohl,” gab Sam zu. Er entspannte sich, während sie die Teller vom Tee und die Überreste eines köstlichen Früchtekuchens auf einem Tablett einsammelte. Er hatte sich mit Freuden daran gewöhnt, dass eine Ehefrau im Smial herum ging und die Haushaltspflichten erledigte, die er in früheren Jahren so oft selbst erledigt hatte – eigentlich zwei Ehefrauen, jetzt, wo er darüber nachdachte – aber der Empfänger weiblicher Aufmerksamkeiten zu sein verschaffte ihm zuweilen noch immer ein Gefühl verblüfften Staunens.

„Sam?”

Er wandte den Kopf und sah Herrn Frodo in der Tür stehen. Er trug einen langen, purpurroten Morgenmantel über dem Nachhemd, mit goldenen Blumen und Blättern bestickt (Lilys Hochzeitsgeschenk, wie Sam sich plötzlich erinnerte), und der üppige, warme Farbton verlieh seinem müden, bleichen Gesicht ein wenig zusätzliche Farbe.

„Das Abendessen ist bald fertig,” sagte Sam, „aber ich kann dir auch erst eine Tasse Tee holen, wenn du willst.”

„Tee wäre schön,” Frodo ging zu dem Sessel hinüber, den Rosie gerade verlassen hatte und setzte sich. Er bewegte sich langsam und ein wenig vorsichtig, aber er sah tatsächlich besser aus. „Wo ist Lily?“

„Rollo Wurzelgräber ist vor einer halben Stunde gekommen, um sie zu holen,” erwiderte Sam. „Es scheint, als wäre die Geburt von Rubinies Baby ein bisschen schwieriger, als sie gedacht haben. Armer Junge – er hat ausgesehen wie ein verschrecktes Karnickel.”

Er ging in die Küche, goss Kamillentee in eine der feineren Tassen und fügte braunen Zucker und einen Spritzer Zitrone hinzu. Als er zurückkam, nahm Frodo die Tasse mit einem dankbaren Lächeln entgegen und trank einen behutsamen Schluck.

„Ah – das tut gut.” Er lehnte sich in den Sessel zurück, noch immer beide Hände um das warme Porzellan gelegt. Sam focht tapfer gegen den Drang, die Beine seines Herrn zuzudecken. Glucke, mahnte er sich selbst in aller Strenge.

„Du sagst, er hat ausgesehen wie ein verängstigtes Karnickel?” fragte Frodo. „Ist seine Mutter denn wirklich in Gefahr?”

„Weiß ich nicht.” Sam zuckte mit den Schultern. „Um ehrlich zu sein, Rollo hat nicht viel gesagt. Er platzte ganz einfach zur Tür herein, fragte nach ,Frau Lily’ und hat sie mehr oder weniger weg gezerrt. Lily hat nie irgendwelche Schwierigkeiten erwähnt… ich nehm’ mal an, das war bloß die Panik von einem erschrockenen Sohn und zukünftigen Bruder.”

Frodo hob die Augen von den dampfenden Tee und warf ihm einen nachdenklichen Blick zu.

„Dir gegenüber mag sie keine Schwierigkeiten erwähnt haben,” entgegnete er, „aber ich fürchte, sie macht sich wirklich Sorgen um Rubinie und das Baby.”

„Wer macht sich Sorgen um wen?” Das war Rosie, die aus dem Flur hereinkam. „Nein, Herr Frodo… du bleibst, wo du bist. Ich nehme den Schaukelstuhl.”

„Dankeschön, Rose.” Frodo leerte die Tasse und stellte sie auf den kleinen Tisch neben sich. „Lily macht sich Sorgen im Rubinie Wurzelgräber; sie hat mir gesagt, Rubinie könnte sich allzu sehr ängstigen, weil etwas daneben gehen könnte, wenn ihr Kind geboren wird. Und offenbar ist etwas daneben gegangen, oder Rollo wäre hier nicht herein gestürmt, um Lily in den Wurzelgräber-Smial mitzunehmen.”

„Hmm…” Rosie dachte eine Weile darüber nach. „Ich kann nicht sagen, dass ich sein Benehmen irgendwie merkwürdig fand… aber andererseits ist er so schnell gekommen und wieder gegangen, dass ich kaum Zeit hatte, genauer hinzuschauen. Und Rubinie wäre nicht die erste Mutter, die sich selbst in Schwierigkeiten bringt, indem sie sich irgendwelchen Blödsinn einbildet.” Der Schaukelstuhl begann, sich vorwärts und rückwärts zu bewegen. „Wie auch immer – ich nehme an, der echte Haken an der Sache ist in diesem Fall Rory Wurzelgräber.”

Frodo runzelte die Stirn. „Wieso das?”

„Weißt du, er hat seinen ältesten Sohn in der Schlacht von Wasserau verloren.” Rosies Blick wurde abwesend, als ihre Erinnerungen in die dunkelsten Zeiten des Auenlandes zurückkehrten. „Rory hatte zwei Söhne mit Adamanta, seiner ersten Frau… der älteste, Aldo, war ein sanfter, freundlicher Kerl; er hatte seinem Schatz gerade einen Antrag gemacht, als dieser Schurke Scharker kam und die Dinge noch viel schlimmer wurden. An Aldos Mutter erinnere ich mich auch ziemlich gut… eine freundliche, gutherzige Frau, und hübsch obendrein – dunkle, lebhafte Augen und langes Haar wie poliertes Kupfer. Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie als junges Mädchen eine echte Schönheit war, und dass die jungen Hobbits sie umschwärmt haben wie die Bienen den Honigtopf.”

„Wann ist sie gestorben?” fragte Frodo.

„Im Jahr 1419, ein paar Wochen, bevor ihr zurückgekommen seid,” antwortete Rosie; der Ton ihrer Stimme war eigenartig grimmig. „Diese Halunken, die Lotho Pickel ins Auenland gebracht hat, waren eine Heimsuchung, aber als Scharker kam und sie von der Leine ließ, da wurden sie zu einer echten Gefahr. Abgesehen davon, Essen und andere Sachen zu stehlen und unschuldige Hobbits zu verprügeln, fingen sie sogar an, Frauen zu überfallen.” Ein vorsichtiger Seitenblick in Frodos Richtung. „Du weißt, was ich meine.”

Frodo sagte nichts, aber er nickte knapp.

„Ich hatte keine Ahnung, dass Adamanta Wurzelgräber überfallen wurde,” unterbrach Sam seine Frau. „Ich weiß allerdings, dass sie starb... aber ich hab immer gedacht, dass Rory so furchtbar krank wurde, weil sein Sohn in der Schlacht von Wasserau umkam.”

„Er war völlig außer sich,” erklärte Rosie. „aber Aldos Tod war bloß der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Anfang Oktober 1419 machte Adamanta einen Besuch in Oberbühl und kehrte nie zurück; Rory fuhr sie hin, weil sie nach ihrer alten Tante sehen wollte, und er fuhr alleine nach Hause, weil sie ihm versicherte, dass er nicht auf sie warten müsste und dass sie vor Einbruch der Nacht wieder zurück wäre. Aber sie kam nicht, und er nahm seinen Karren und fuhr den ganzen Weg nochmal, um nach ihr zu suchen. Es hatte wochenlang geregnet, und als er in Sichtweite von Oberbühl kam, sah er etwas, das in einem Straßengraben trieb.”

Rosie brach ab und saß reglos in ihrem Schaukelstuhl, den Blickauf etwas Schreckliches gerichtet, das sie vor ihrem inneren Auge sah. Als die Stille anhielt, ging Sam zu ihr hinüber und berührte sie an der Schulter. Die Wärme seiner Finger war offenbar beruhigend genug, dass sie fortfuhr, aber sie sprach sehr leise.

„Es war Adamanta – sie war offensichtlich in diesem Straßengraben ertrunken, und ihr Leichnam war völlig nackt. Damals war Dolgo Straffgürtel schon tot, und niemand wollte Lily holen, um sie zurechtzumachen, weil sie seit Tagen krank gewesen war… also haben sie nach meiner Mutter gerufen.”*

Rosie schluckte; sie lehnte sich an Sams kräftige, tröstliche Gestalt hinter sich.

„Meine Mama sagte, dass Adamantas Arme und Beine mit Kratzern bedeckt waren... und da waren sogar noch mehr Wunden, über die sie nie reden wollte. Aber was immer diese Tiere ihr angetan haben, sie warfen sie hinterher zum Sterben in den Straßengraben... und es war Rory, der sie fand. Kannst du dir vorstellen, was das bei ihm angerichtet hat?”

Frodo holte tief Atem. „Das kann ich tatsächlich,” sagte er mit einer Grimasse, „Und ich bin mehr als dankbar, dass es nicht Lily war, die diese arme Frau waschen und anziehen musste. --- Was geschah dann?”

„Adamanta wurde begraben, und Rory verließ seinen Smial kaum noch. Ich nehme an, dass es Aldos und Rollos Trauer war, die ihn bei Verstand hielt, und er kämpfte darum, für die beiden stark zu sein... wenigstens, bis die Schlacht von Wasserau vorbei war. Dann musste er kommen und Aldo nach Hause holen, um ihn auch zu begraben... und das war einfach zuviel. Drei Tage nach dieser zweiten Beerdigung tauchte Rollo auf unserem Hof auf, schweißüberströmt und zitternd vor Entsetzen. Rory hatte sich eine Axt genommen und damit angefangen, die Möbel in ihrem Zuhause in Stücke zu hauen, und als Rollo versuchte, seinen Vater aufzuhalten, da ging Rory auf ihn los.”

„Meine Güte, wie scheußlich.” Sam schüttelte den Kopf. „Ich hatte keine Ahnung davon.”

„Als du gekommen bist, hattest du genug damit zu tun, den Schaden zu heilen, den Scharker und seine Männer hier zuhause angerichtet hatten,” sagte Rosie und schenkte ihrem Mann ein ziemlich wässeriges Lächeln. „Das ist bloß eine von den bitteren Geschichten, die hinterher niemand mehr Zeit und Lust hatte, zu erzählen. Und Rory erholte sich, irgendwie. Er hatte viele Freunde, und sie halfen ihm, wieder auf die Füße zu kommen. Sie übernahmen seine Pflichten, und nach ein paar Monaten voller Tränen und Alpträume brachte er es fertig, die Fäden seines alten Leben wieder aufzunehmen. Vor zwei Jahren begegnete er Rubinie Lochner und verliebte sich in sie. ,Sie hat sich ganz einfach in mein Herz geschlichen,’ hat er meiner Mama erzählt, ,und sie hat sich geweigert, wieder zu gehen. Sie ist der Grund, wieso ich an Wunder glaube.’”

„Und jetzt wird er wieder Vater,” sagte Frodo langsam und mit einem seltsamen Unterton. „Er muss vor Freude außer sich sein.”

„Du hast Recht,” antwortete Rosie lächelnd, hörbar erleichtert, dass die Unterhaltung sich scheinbar einem fröhlicheren Thema zuwandte. „Die ersten paar Monate ist er wie jemand in einem wunderschönen Traum herum gelaufen.”

Sie stand aus dem Schaukelstuhl auf.

„Jetzt werde ich mal nach dem Braten schauen und mich um den Kohl kümmern,” sagte sie. „Ich hoffe, Lily ist bald wieder da, und alles geht gut.”

Sam blieb, wo er war; durch die offene Tür roch er einen Hauch des köstlichen Bratenduftes, während Rosie zweifellos in den Ofen spähte. Die Wohnstube war von einem dämmrigen, grauen Licht erfüllt, und das Gesicht seines Herrn war inmitten der wachsenden Schatten kaum zu erkennen. Sam stand von seinem Platz neben dem Fenster auf und fing an, die Kerzen in dem großen Silberleuchter auf dem Tisch anzuzünden. Plötzlich hörte er ein merkwürdiges Geräusch… und er begriff, dass das die Finger von Herrn Frodo waren, die nervös auf der Armlehne seines Sessels trommelten.

„Herr Frodo?” Er kniff die Augen zusammen. „Was ist denn?”

„Ich weiß nicht.” Die vertraute Stimme klang abwesend. „Ich habe mich gerade daran erinnert, dass Lily vor ein paar Monaten einen sehr aufwendigen Briefwechsel mit den Häusern der Heilung in Minas Tirith angefangen hat. Sie hat nach Methoden gefragt, wie man einer Mutter helfen kann, wenn sie nicht imstande sein sollte, ihr Kind auf die übliche Weise zur Welt zu bringen.”

Sam runzelte die Stirn. „Aber das ist doch nicht möglich!” sagte er. „Wenn eine Mutter ihr Kind nicht auf die Welt bringen kann wie sie sollte…”

„… dann muss sie sterben.” beendete Frodo den Satz. „Aber Lily hat mir gesagt, dass es Wege gibt, ein Kind aus dem Bauch seiner Mutter zu holen – indem man ein Messer benutzt.”

„Die… die schneiden der Frau den Bauch auf?!” schnaufte Sam ungläubig. „Aber… aber das ist ja abscheulich! Und… und unnatürlich!”

„Sam, bitte.” Frodo seufzte. „Dinge wie diese geschehen, und selbst Hobbit-Hebammen haben das schon getan, wenn sie die Mutter nicht mehr retten konnten und wenigstens versuchten, noch das Kind zu retten.”

Sam schüttelte den Kopf. „Hat Lily das auch gemacht?” fragte er zögernd.

„Nicht dass ich wüsste,” sagte Frodo müde. „Aber sie hat vor unserer Fahrt eine Freundin verloren. Merle Dornbusch konnte ihr drittes Kind nicht auf die Welt bringen, und sie ist Lily unter den Händen weg gestorben.”

„Ja, das weiß ich noch,” murmelte Sam. „Es war eine traurige Sache.”

„Und Lily hat mir gesagt, dass die erfahrenen Heiler in Gondor eine Methode entdeckt haben, wie man den Bauch einer Frau öffnet, das Kind lebend herausholt und dann die Wunden wieder verschließt, damit auch die Mutter überlebt… jedenfalls in den meisten Fällen.” Ein kurzes Schweigen, dann fügte er leise hinzu: „Aragorn hat ebenfalls Nadel und Faden benutzt, um die Wunde von dem fehlenden Finger zu schließen – es ist ein Handwerk wie viele andere.”

„Nicht gar so viele andere,” gab Sam zurück, der noch immer mit einem leicht unbehaglichen Gefühl in der Magengegend zu kämpfen hatte. „Nebenbei, nicht alle Heiler sind so gut wie Aragorn. Und er hat diese Wunde nicht selbst gemacht!”

Frodo sagte nichts, aber das nervöse Trommeln seiner Finger wurde noch schneller. Plötzlich stand er auf und fing an, im Raum hin und her zu gehen.

„Weißt du noch, was Rosie uns über den Tag erzählt hat, als Rollo Wurzelgräber auf den Kattunhof flüchtete, weil sein Vater den Verstand verloren hatte und versuchte, ihn anzugreifen?” fragte er.

„Ja… dass er schweißüberströmt war und vor Entsetzen gezittert hat,” sagte Sam, der sich die Einzelheiten von Rosies qualvoller Geschichte nur ungern ins Gedächtnis rief.

Frodo blieb stehen, drehte sich um und blickte ihn an. Seine Augen waren sehr dunkel.

„Und wie,” fragte er sehr leise, „hat er ausgesehen, als du ihn heute Nachmittag gesehen hast?”

Sam fühlte, dass ihm die Kehle eng wurde und starrte seinen Herrn an.

„Ich… ich versteh schon, was du meinst,” stammelte er, „aber…”

„Denk nach, Sam,” unterbrach Frodo ihn, seine Stimme eigentümlich angespannt. „Rubinie ist Rorys zweite Möglichkeit, das Wunder, auf das er nicht zu hoffen gewagt hat. Er muss schreckliche Angst gehabt haben, dass irgendetwas sein unerwartetes, neues Glück zerstören könnte. Und wenn Rubinie ihr Leben verliert, oder das Baby… wer würde dieses Mal derjenige sein, auf den er losgeht?”

„Tulpe,” entgegnete Sam, dem das Herz sank, “und… und Lily.”

Frodos Lippen bildeten eine dünne Linie.

„Ganz genau,” flüsterte er. „Und wenn er sich auch nur annähernd in dem Zustand befindet, in dem er nach Aldos und Adamantas Tod gewesen ist, was glaubst du, wird er wohl tun, wenn Lily versucht, seiner Frau zu helfen, indem sie diese Methode aus Gondor einsetzt, die du so widernatürlich gefunden hast?”

Sam schluckte.

„Himmel und Erde,” hauchte er. „Wir müssen…”

„Ich muss mich anziehen,” sagte Frodo ruhig. „Und dann fahren wir zusammen zum Wurzelgräber-Smial hinunter.”

Er hob eine Hand, als Sam den Mund öffnete, um zu protestieren.

„Nein, Sam,” Er schüttelte den Kopf. „Mein Herz blutet wegen dem, was dieser arme Hobbit durchgemacht hat, aber ich werde nicht zulassen, dass er die bedroht, die ich liebe, um die zu retten, die er liebt… und ich werde nicht dulden, dass du es allein mit ihm aufnimmst. Schnell, Sam, geh und mach die kleine Kutsche fertig, ich bin in einer Minute wieder da.”

Der Herr von Beutelsend stand im Türrahmen, und sein Gesichtsausdruck ließ seinen Gärtner und Freund zusammenschaudern. Das letzte Mal, als er so aussah, hatte er gerade beschlossen, dass er die Gefährten verlässt, um dieses verfluchte Ding ganz allein zum Berg zu tragen.

„Oh, und Sam?” Er sah Frodos Zähne in der Dunkelheit aufglänzen. „Vergiss nicht, Stich mitzunehmen. Es könnte sein, dass wir es brauchen.”
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*Siehe Bevor ich schlafen gehe, Kapitel 13 („Finstere Jahreszeiten“)


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