Traumkind
von Cúthalion


Rating: NC-17

Kapitel 1
Zu haben und zu halten

Er hätte kaum einen schlimmeren Tag finden können, um von Bockland nach Hause zu reiten, dachte Frodo düster, während er versuchte, ein würdeloses Zähneklappern zu unterdrücken. Der Himmel wusste, dass Merry sein Bestes getan hatte, um ihn in der umtriebigen Wärme vom Brandyschloss festzuhalten; er hatte sogar eine der letzten Flaschen Alter Wingert aus ihrem staubigen Schlaf im Keller geholt und sie vor seiner Nase baumeln lassen wie den saftigen Köder vor einem Karpfen.

Er hatte das Angebot ausgeschlagen und seine Weigerung mehr als einmal und so höflich wie möglich wiederholt, bis Saradoc dem wachsenden Unmut seines Sohnes mit einem herzhaften Schlag auf Merrys Schulter ein Ende setzte.

“Versuch bloß nicht, einen glücklich verheirateten Hobbit und werdenden Vater von seiner Frau zu trennen,” sagte er mit einem Grinsen und einem humorvollen Zwinkern in Frodos Richtung. „Selbst elbischer Wein wäre nicht verlockend genug, um seinen Appetit auf gewisse… äh… hausgemachte Leckereien zu übertreffen.“

Merry – der vorhatte, im kommenden Juni Estella Bolger zu heiraten – hatte genügend Anstand, rot zu werden, und das Letzte, was Frodo von seinem Vetter und seinem Onkel sah, waren zwei paar heftig winkender Hände… bis der Pfad vom Haupteingang des riesigen Smial eine Biegung machte und sie aus seinem Blickfeld verschwanden. Onkel Sara sieht müde aus, dachte er, jedes Mal, wenn wir uns treffen, kommt er mir älter und dünner vor. Der Herr von Bockland hatte gerade die dritte Lungenentzündung hintereinander überstanden, und seine sture Weigerung, auf sich zu achten, gab der gesamten Familie viel Grund zur Sorge. Frodo fragte sich, ob die wachsende Erschöpfung seines Onkels eine späte Nachwirkung der harten Zeiten vor elf Jahren war. Saradoc war noch längst nicht alt genug, um zu schwinden, und er mochte sich eine Welt ohne die gutmütige, fröhliche Gegenwart seines Onkels einfach nicht vorstellen.

Das Wetter schien sich seinen düsteren Grübeleien anzupassen; es wurde immer scheußlicher, während er eine Stunde nach Sonnenaufgang Krickloch hinter sich ließ und die Straße zur Brandywein-Brücke nahm. Hobbingen war mit einem Tagesritt zu erreichen, wenn der Reiter ein Pony aus guter Zucht sein eigen nannte und sich ordentlich im Sattel hielt. Beides traf auf Frodo zu, aber nachdem er den grauen, dahinströmenden Fluss überquert hatte, begann ein eisiger Regen zu fallen und begleitete ihn nach Froschmoorstetten. Während Weidenwicke die gewundene Straße zwischen Smials entlang trabte, in deren Fenster Lampen brannten – und dabei war die Mittagsstunde gerade erst vorüber – verspürte er plötzliche Lust auf ein Bier in der Goldenen Gans. Das war das einzige Wirtshaus am Ort, und es hatte dunkles, schmackhaftes Bräu zu bieten, jede Menge Gesellschaft und – was am wichtigsten war – warme, bequeme Sessel dicht am Kamin. Es brauchte eine Menge Entschlossenheit, nicht abzusteigen und einzutreten, aber er widerstand nichtsdestotrotz und setzte seinen Heimweg fort.

Er erreichte Hobbingen kurz vor Sonnenuntergang, mit steifem Kreuz, einem durchweichten Mantel und durchgefroren bis auf die Knochen. Er schaffte es noch, seine Stute in den Stall zu bringen, sie abzureiben und mit einer Decke und einem Hafersack zu versorgen, dann stolperte er den schlammigen Pfad entlang zu der grünen Tür, klopfte und versuchte verzweifelt, nicht zu niesen.

Die Tür öffnete sich, und vor ihm stand Klein Rosie, in einem warmen Wollrock und Strickpullover mit aufgestickten Rosenknospen und Blättern, ein gemeinsames Werk von Lily und ihrer Mutter. Sie starrte ihn an, öffnete den Mund und ließ ihren Daumen hinausrutschen.

„Mama! Frau Lily!” krähte sie. „Herr Frodo iff nach Hauf gekommen, und er iff ganf naff! Er fieht auf wie daf ertrunkene Kätfchen, daf Ellyelle letfte Woche gefunden hat!”

Frodo musste trotz seiner elenden Verfassung lachen.

„Ich freue mich auch, dich zu sehen, Rosie-Mädel,” sagte er. „Und jetzt würde ich gern hereinkommen und ein heißes Bad nehmen.“

Im nächsten Moment war er von Familie und Freunden umgeben, Sam nahm ihm den nassen Mantel ab, Rosie schnalzte missbilligend mit der Zunge und flatterte um ihn herum wie eine besorgte Glucke, und vier Hobbitkinder versuchten, ihm ein Dutzend aufregender Geschichten auf einmal zu erzählen. Dann rauschten plötzlich Röcke im Flur, und die seine Frau zog ihn in eine enge Umarmung hinein.

„Willkommen, mein Herz,” sagte Lily und vergrub ihr Gesicht in seinem feuchten Hemd.

Sie hob den Kopf; er küsste sie und spürte, wie sich ein lächelnder Mund unter seinen Lippen öffnete.

„Ich habe dich vermisst, Liebste,” flüsterte er und liebkoste ihren Rücken. Er konnte spüren, wie sich die üppige Rundung ihrer Schwangerschaft an seinen Körper presste, und ein Schauder reiner Freude rann ihm das Rückgrat hinunter. Zuhause, dachte er, Eru sei Dank, ich bin wieder zuhause.---

Eine Stunde später sah die Welt ganz entschieden wieder wie ein angenehmer Ort aus; er saß am Tisch, aufgewärmt von einem ausgiebigen Bad mit Rosmarinseife und in frischen, trockenen Kleidern, und Rosie trug ein herzhaftes Essen auf. Er genoss den Kürbiseintopf mit Speck und Kartoffeln, das Hühnchen, das mit Kräutern und Semmelbröseln gefüllt war und eine Halbe Bier aus dem Fass im Keller (das ihn mehr als ausreichend für das verpasste Bier in der Goldenen Gans entschädigte). Nach den eingemachten Pflaumen mit Vanillepudding zum Nachtisch hatte Klein Rosie es endlich fertig gebracht, ihn zu dem Versprechen zu überreden, dass er dem gesamten Gamdschie-Nachwuchs eine Gute-Nacht-Geschichte erzählte. Sam und Rosie trugen Teller, Schüsseln und Besteck hinaus und Lily lächelte ihm zu, während er ins Kinderzimmer verschleppt wurde. Er ließ sich zwischen vier kleinen Betten nieder, um die Erzählung eines Hobbits von gewaltigem Mut zu spinnen, der gegen einen Drachen kämpfte und dafür einen Schatz von unglaublichen Ausmaßen gewann.

Noch eine Stunde später verließ er das Kinderzimmer und schloss die Tür leise hinter sich. Die Überreste des Abendessens (sehr wenige) waren fortgeräumt worden, die Küche war makellos sauber und auf dem großen Tisch lag ein reines Tischtuch. Als er das Schlafzimmer betrat, saß Lily aufrecht in dem großen Bett; ihr offenes Haar und ihre Bernsteinaugen leuchteten im Licht von sechs Kerzen in dem silbernen Kerzenhalter auf dem Nachttisch.

“Hallo,” sagte sie leise. “Hat den Kleinen deine Geschichte gefallen?”

Er lächelte, schlüpfte langsam aus seinen Kleidern und zog sich das Nachthemd über den Kopf. „Oh ja, sehr,“ erwiderte er, obwohl Bilbo ganz sicher nicht einverstanden gewesen wäre mit den Freiheiten, die ich mir mit seinem großen Zwergenabenteuer genommen habe, und ganz besonders mit Smaug.“

“Was denn für Freiheiten?” Sie machte auf der breiten Matratze Platz für ihn, als er unter das warme Federbett schlüpfte.

„Ich habe ihnen gesagt, dass eine elbische Fee ihm einen wundersamen Zauberring gab,” gestand er, eine reuevolles Lächeln um die Lippen. „Und ich sagte, Smaug sei einen schändlichen Tod gestorben, begraben unter einer Lawine aus Gold und Juwelen. Ich dachte, ihnen würde der Gedanke, dass der Ring vom Dunklen Herrn geschmiedet wurde, nicht gefallen, und ich habe Bards Tapferkeit unterschlagen, damit das Ganze für sie zu einer reinen Hobbit-Heldentat würde. Vermutlich wären seine Nachfahren tief enttäuscht.“

Lily seufzte.

„Warte, bis sie älter sind, und sag ihnen dann die Wahrheit,” schlug sie vor, nahm seine Hände und zog sie um sich, bis er sie von hinten dicht umschlungen hielt. „Elanor wird wahrscheinlich sowieso die erste sein, die das Rote Buch liest, früher oder später. In ihrem Fall wird es wohl eher früher sein.“

Frodo fühlte, wie sich der warme Rücken seiner Frau an die Wiege seines Körpers schmiegte; üppige Brüste füllten ihm die Hände. Er folgte der gewölbten Kurve ihres Leibes, als seine Finger sich abwärts bewegten und sachte die glatte Haut unter dem dicken Flanell ihres Nachthemdes streichelten.

„Was für ein Pech!” Ihre Stimme war leise, mit dem Hauch eines Lachens. „Da hast du ein geschmeidiges Mädel geheiratet, dessen Mitte du in unserer Hochzeitsnacht mit beiden Händen umfassen konntest. Und was hast du jetzt? Eine trächtige Kuh, die dir den meisten Platz im Bett wegnimmt!“

Er lächelte in ihr Haar hinein. „Du hast keine Ahnung, wie schön du bist,” murmelte er, „nicht die mindeste Ahnung. Du siehst erstaunlich aus, meine Indil.”

Und es war die Wahrheit; dabei zuzusehen, wie sich die Form ihres Körpers veränderte, die Art, wie er aufzublühen schien, während das Kind in ihrem Bauch heranwuchs, verfehlte es nie, ihn zu überraschen und zu entzücken.

Lilys Hand fing seine Finger auf ihren Weg unter den Nabel ein, und er hörte, wie seine Frau in sich hinein gluckste.

„Erstaunlich?” fragte sie. „Oder überwältigend?”

„Beides,” gestand Frodo, teilte die langen, lockigen Strähnen mit der vernarbten Rechten und liebkoste die Haut darunter gemächlich mit den Lippen. Ein Schauder rieselte ihren Rücken hinunter und vibrierte sanft an seiner Brust und seinen Schenkeln; er hielt den Atem an, als er die eifrige Erwiderung seines Körpers spürte, Plötzliche Verlegenheit machte ihm die Wangen heiß. Lily hatte ihm wieder und wieder versichert, dass es ihrem Kind nicht schaden würde, wenn sie sich liebten, selbst jetzt, da ihre Schwangerschaft so fortgeschritten war… und doch kämpfte er angesichts seines unverminderten Begehrens stets gegen ein gewisses Schuldgefühl an.

Er atmete den vertrauten Geruch nach Holzrauch und Geißblatt-Seife ein, der aus ihren Locken aufstieg. Seine Hände bewegten sich wieder nach oben; sie glitten über sanfte Zwillingshügel und er fühlte, wie sich die weichen Knospen unter seinen Handflächen rasch verhärteten. Freundin, Vertraute, Komplizin, Geliebte… und jetzt würde sie die Mutter ihres Erstgeborenen sein. Er schluckte, überwältigt von einem wirbelnden Rausch der Gefühle, einer bittersüßen Mischung aus Freude, Furcht und einem unverstelltem, ursprünglichen Hunger. Der dumpfe Schmerz in seinem Rücken, den ihm der lange Ritt aus Bockland eingetragen hatte, war spurlos verschwunden, ebenso wie die schwermütige Empfindung, dass nach all den qualvollen Strapazen der Fahrt die Jahre ihn nun endlich einholten. Nahe bei ihr gab es so etwas wie Alter und Jugend nicht… nur die stille, beruhigende Gewissheit ihrer unbeirrten Liebe.

“Bist du sehr müde?” flüsterte er dicht an ihrem Ohr. Lilys Antwort war eine wortlose, langsame Bewegung ihrer Hüften; runde, feste Hinterbacken drängten sich einladend gegen seine Härte. Er dankte seinem Schicksal, dass er sie nicht loslassen musste, um irgendwelche lästige Hosen oder Unterzeug loszuwerden; es war einfach genug, zwei Winternachthemden aus dem Weg zu bekommen. Während er noch immer ihre Brüste streichelte und sanft in die aufgerichteten Spitzen kniff (während der letzten Monate waren sie größer geworden und hatten sich zu einem tiefen Schokoladenton verdunkelt), ließ er die freie Hand zwischen ihre Schenkel gleiten und fand die Stelle, wo sich ein winziger Knoten hinter nachgiebigen Falten aus wunderbar willkommenheißender, feuchter Haut verbarg. Er berührte ihn, drückte und rieb mit einem lockenden, kundigen Rhythmus… und Lily bog den Rücken durch und gab ein atemloses Stöhnen von sich. Wieder drängte sie sich gegen ihn. Seine Stirn sank auf ihre Schulter herab und er erwiderte die Bewegung; in der warmen, stillen Dunkelheit der Nacht vereinigte er sich endlich mit ihr.

Er war auf der Stelle eingeschlossen von schlüpfrigem Feuer. Wieder stöhnte Lily, diesmal lauter, und sie zog seine Hände erneut auf ihre Brüste und wiegte sich mit seinen ruhigen, gleitenden Stößen vor und zurück. Frodo hatte vorgehabt, sich Zeit zu lassen, jedes leise Seufzen zu genießen und jeden genussvollen Schritt auf dem Weg zu ihrer gemeinsamen Erlösung, aber die Frau in seinen Armen verfolgte eindeutig ein anderes Ziel. Mit einer gewissen Überraschung bemerkte ihr die Wildheit ihrer Reaktionen, die seltsam erstickte Stimme, die hitzig gegen seine Handfläche murmelte, als sie seine Finger zu fassen bekam. Sie spornte ihn an, flehte um immer noch mehr Stärke und weniger Zartgefühl. Sie wand sich in seinem Griff und stieß kleine, spitze Schreie aus, die seine Erregung befeuerten und seine sanfte Zurückhaltung unter der fast zornigen Intensität ihres Verlangens dahinschmelzen ließ.

„Bitte…” wimmerte Lily, wandte zum ersten Mal den Kopf und suchte Frodos Mund zu einem leidenschaftlichen Kuss, ein brüskes Aufeinanderprallen von Lippen, Zähnen und Zungen, das die Hitze in seinem Blut noch steigerte und ihn von Kopf bis Fuß schaudern ließ.

Er ließ allen Widerstand fahren. Auf der Spirale ihres und seines Begehrens kreiselte er immer weiter in die Höhe und hielt ihre Hüften fest umklammert, während sein Rhythmus sich unaufhaltsam beschleunigte und jeden klaren Gedanken verschlang. Und noch immer war Lily ihm auf dem Weg zum Gipfel voraus. Frodo hörte ihren schluchzenden Aufschrei, als sie um ihn herum zu erbeben begann, und er warf den Kopf zurück und zischte ihren Namen durch fest zusammen gebissene Zähne. Eru, er war so kurz davor, so kurz… und dann nahm sie noch einmal seine Hände und presste sie gegen ihren riesigen Bauch. Er spürte die heftigen Spasmen, die ihr Fleisch durchzitterten, und das schiere Gefühl ihrer ungehemmten Ekstase reichte aus, um ihn über die Schwelle taumeln zu lassen.

Sehr weit weg hörte er sich selbst aufschreien, als er sich mit einem letzten Stoß, der seinen gesamten Körper erschütterte, in ihr vergrub. Die Explosion seines Höhepunktes setzte jede Ader und jeden Nerv in Flammen, und dann zogen sich ihre kraftvollen Muskeln um seine Länge zusammen, verstärkten jede Empfindung und steigerten sie bis auf ein fast unerträgliches Ausmaß. Er stöhnte ihren Namen und sank hinter ihr zusammen, während er sie noch immer fest an sich presste und spürte, wie sein hämmernder Herzschlag sich allmählich verlangsamte. Ihre Wange berührte seine Schulter und sie seufzte tief, sagte aber kein Wort.

Es brauchte einige Zeit, bis er die wachsende Kälte im Zimmer wahrnahm. Er zog Decken und Felle über die beide, während die heftige Anspannung langsam aus Lilys Gliedern sickerte. Allerdings war es Frodo, der zuerst einschlief, und das Letzte, was er spürte, waren ihre Finger, die sich sanft mit den seinen verschränkten.


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